Erzbischof Koch: Freitagsdemos erinnern an Palmsonntag
Die Schülerdemonstrationen für Klimaschutz lassen den Berliner Erzbischof Heiner Koch an den Palmsonntag denken. "Mich erinnern die Freitagsdemos ein wenig an die biblische Szene vom Einzug Jesu in Jerusalem", sagte Koch am Samstag im rbb-Radio. "Auch das war für viele eine Art Triumphzug für einen Volkshelden, der bei den Menschen große Erwartungen ausgelöst hatte und auf den sich viele Hoffnungen auf Besserung richteten", so der Erzbischof.
"Es geht mir jedoch nicht darum, die jugendliche Klimaschützerin Greta aus Schweden zu einem weiblichen Messias zu machen, indem ich sie mit Jesus von Nazareth vergleiche", betonte Koch. "Auch möchte ich nicht falsch verstanden werden, als hielte ich den Beifall, den sie von den Schülerinnen und Schülern bekommt, nur für ein kurzes Strohfeuer, dem vielleicht bald die Enttäuschung folgt."
Auch heute brauchten die Gesellschaft und die Kirche aber echte Propheten, "die auf Missstände und Fehlentwicklungen hinweisen und die Lösungswege vorschlagen - auch wenn diese nicht auf ungeteilte Zustimmung aller stoßen, oder wenn die beschrittenen Wege, etwa das Schuleschwänzen, höchst zwiespältig zu bewerten sind", erklärte der Erzbischof. Der Palmsonntag sei ein guter Anlass, "auch über unsere heutigen Propheten und Vorbilder und ihre Botschaften nachzudenken". Die Kirchen feiern den Palmsonntag in diesem Jahr am 14. April.
Mit ihrem "Skolstrejk för klimatet" (Schulstreik für's Klima) hat die 16-Jährige Schwedin Greta Thunberg eine weltweite Schülerbewegung losgetreten. Unter dem Hashtag #FridaysForFuture vernetzen sich auch in Deutschland Schülerinnen und Schüler. Anstatt freitags den Unterricht zu besuchen, demonstrieren sie für wirksamen Klimaschutz. In der vergangenen Woche hatte die Deutsche Bischofskonferenz "Zehn Thesen zum Klimaschutz" veröffentlicht. In dem Text fordern die Bischöfe vor allem von Industrienationen wie Deutschland konsequente Maßnahmen gegen den Klimawandel. (cst/KNA)