Erzbischof Koch kritisiert Weltfamilientreffen
Familienbischof Heiner Koch hat eine kritische Bilanz des Weltfamilientreffens im irischen Dublin gezogen. "Ich würde diese Treffen immer unterstützen, finde sie aber sehr entwicklungsbedürftig", sagte der Berliner Erzbischof am Montag im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Koch: Wichtige Themen kamen nicht vor
Konkret monierte er, dass keine klare Botschaft formuliert worden sei, die man mit nach Hause nehmen könne. Außerdem seien Kinder und Jugendliche nur ganz selten direkt angesprochen und einbezogen wurden. Als Beispiel nannte Koch die abendlichen großen Eucharistiefeiern: "Kinder kamen da fast nicht vor: kein Kinderchor, keine Familienkatechese". Der Erzbischof kritisierte auch, dass Themen wie Sterbehilfe und Pflegebedürftigkeit keine Rolle spielten, obwohl diese Themen Familien "umtreiben". Das sechstägige Treffen mit 37.000 Dauerteilnehmern ging am Sonntag mit einer Papst-Messe zu Ende.
Koch bedauerte, dass nur rund 70 Deutsche an dem internationalen Treffen teilnahmen: "Ich wurde nicht nur von irischen Mitbrüdern darauf angesprochen, warum sich weder Verbände noch Bistümer zum Weltfamilientreffen auf den Weg gemacht hatten." Warum das Weltfamilientreffen in der deutschen Kirche so wenig verwurzelt sei, könne er sich nicht erklären.
Gleichzeitig habe die Situation der Kirche in Deutschland, vor allem die in Ostdeutschland, "bei vielen nur Erstaunen und Ratlosigkeit ausgelöst", vor allem mit Blick auf konfessionsverschiedene Ehen oder Ehen mit konfessionslosen Partnern. "Das Weltfamilientreffen dominieren immer noch die stark katholisch geprägten Länder", so der Erzbischof.
Der Unterschied zwischen der kirchlichen Lehre zu Ehe und Familie und der von vielen Familien gelebten Praxis sei zwar allen bewusst. Es gebe aber zwei unterschiedliche Arten der Reaktion: "Die einen wollen die Lehre viel schärfer formulieren, damit sich die Werte nicht verflüchtigen. Sie wollen den Kreis enger ziehen und die Fahne gegen die restliche Welt hochhalten. Und die anderen sagen: Wir müssen auch uns hinterfragen. Es geht schließlich um die Menschen und ihre Sorgen", so Koch.
Mit Blick auf das den Kongress mit dominierende Thema Missbrauch sagte er, der Vertrauensverlust durch Missbrauch und Vertuschung wiege schwer. Das Bemühen, Vertuschtes aufzudecken und zu ahnden, sei in der Kirche "noch nicht überall ausreichend". Er plädierte für eine "neue Geisteshaltung", dass der Schutz der Institution nie wieder über das Kindeswohl gestellt werden dürfe. "Und wir brauchen dazu institutionelle Wege und Sicherungen, die unabhängig agieren können."
Koch gegen Weltbischofssynode zu Missbrauch
Mit Blick auf die Debatte über eine Weltbischofssynode zum Thema Missbrauch sagte der Erzbischof, bei dem Thema sollte es "Hausaufgaben" für die einzelnen Bischofskonferenzen geben. "Ich sehe keine Möglichkeit, in der ganzen Welt die gleichen, konkreten Schritte zu vollziehen", so Koch. (gho/KNA)