"Es war eine lange Wartezeit"
Immer wieder ist die letzte Ruhestätte Romeros Anlaufstelle für Staats- und Regierungschefs: US-Präsident Barack Obama oder Ecuadors Staatspräsident Rafael Correa machten Romero in den vergangenen Jahren ihre Aufwartung. Die Begeisterung dürfte jetzt noch wachsen. Denn der Seligsprechungsprozess für Romero steht nach Angaben der Kirche El Salvadors vor einem erfolgreichen Abschluss.
Dank an Franziskus
Wenn alles wie erwartet verlaufe, könne man schon sehr bald zu Romero an den Altären beten, sagte San Salvadors Weihbischof Gregorio Rosa Chavez am Wochenende. "Es war eine lange Wartezeit", so Chavez weiter. Er dankte Papst Franziskus ausdrücklich für dessen Engagement in dem über viele Jahre stockenden Prozess. "Wir sind voller Freude und Dankbarkeit. Diese Nachricht wird das ganze Land freuen und auch Menschen, die nicht katholisch sind."
Am Freitag hatte sich Hauptstadt-Erzbischof Jose Luis Escobar im Beisein dreier weiterer Bischöfe mit Franziskus getroffen und dem Papst einen Brief in der Angelegenheit überreicht. Franziskus sei überzeugt, dass Romero ein Märtyrer sei, ein Heiliger. Er sei sehr erfreut gewesen, mit den salvadorianischen Bischöfen über den Fall sprechen zu können.
Seligsprechung auf der Kippe
Lange stand Romeros Seligsprechung auf der Kippe. Denn viele linksgerichtete Politiker Lateinamerikas reicherten ihre politischen Programme mit Elementen der sogenannten Theologie der Befreiung , zu deren prominentensten Vertretern Romero zählt. Und im Vatikan war diese kirchliche Strömung Lateinamerikas desto stärker beargwöhnt, je stärker sie mit politischer Programmatik in Verbindung kam. Doch seit Papst Franziskus der Weltkirche explizit eine stärkere Hinwendung zu den Armen verordnet hat, ist Romeros Leben und Werk wieder aktueller denn je.
Bereits seit Mitte der 90er Jahre läuft der Seligsprechungsprozess; für die Menschen in El Salvador jedoch ist "San Romero" längst ein Heiliger. Regelmäßig gehen Tausende mit Bildern des Erzbischofs auf die Straßen der Hauptstadt, um für eine Seligsprechung zu demonstrieren.
Ermordet während eines Gottesdienstes
Sein Mordfall ist bis heute nicht ordentlich aufgearbeitet. Dabei markierte Romeros Tod den Beginn eines blutigen Bürgerkriegs in El Salvador, dessen Folgen bis heute zu spüren sind. Der 1917 geborene Romero wurde am 24. März 1980 während eines Gottesdienstes ermordet. Für seine Anklagen gegen Unterdrückung und Ausbeutung war er als Stimme der Armen weit über Mittelamerika hinaus bekanntgeworden.
Nach Erkenntnissen einer unabhängigen Wahrheitskommission, die sich um die Aufklärung von Verbrechen während des Bürgerkrieges in El Salvador bemüht, war ein Major der salvadorianischen Armee geistiger Urheber des Mordes: Roberto D'Aubuisson, Chef der berüchtigten Todesschwadronen. Später gründete er die rechtskonservative ARENA-Partei und trat - erfolglos - für das Amt des Staatspräsidenten an. 1992 erlag er einer Krebserkrankung.
Johannes Paul II. besuchte Romeros Grab
Im Mittelpunkt der Verehrung wird auch künftig Romeros Grab stehen. Schon Papst Johannes Paul II. suchte es 1983 bei seiner ersten Reise nach El Salvador auf - gegen den Rat seiner Mitarbeiter. "Der Papst muss dorthin", so wurde er damals zitiert: "Das ist ein Bischof, der ausgerechnet in der Mitte seines Hirtendienstes getötet wurde, bei der Feier der Heiligen Messe." Es gilt als wahrscheinlich, dass Papst Franziskus irgendwann in den nächsten Jahren ebenfalls nach El Salvador reist. Sein Flugzeug wird dann auf dem Internationalen Flughafen Oscar Romero in San Salvador landen - so benannt vor wenigen Wochen. Der Staat war dem Vatikan da schon ein bisschen voraus.
Von Tobias Käufer (KNA)