Evangelische Kirche plant Schuldeingeständnis gegenüber Homosexuellen
Die Berliner evangelische Landeskirche plant ein Schuldeingeständnis gegenüber Homosexuellen. Das kündigte die Pfarrerin für Erinnerungskultur der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Marion Gardei, gegenüber der Berliner Wochenzeitung «Die Kirche» (Ausgabe 28. Juli) an. «Es ist längst überfällig in Bezug auf das Verhalten der Amtskirche in der Nazi-Zeit», sagte Gardei der Zeitung.
In der NS-Zeit seien homosexuelle Pfarrer unter Aberkennung der Ordinationsrechte entlassen und schutzlos der NS-Justiz ausgeliefert worden. «Was Ausschluss und Diskriminierung Gleichgeschlechtlicher angeht, müssen wir aber auch die Zeit danach bis in die Gegenwart in den Blick nehmen», sagte die Theologin. Noch vor 20 Jahren untersagte die Landeskirche beispielsweise schwulen Pfarrern, mit ihren Partnern in den Pfarrhäusern zu leben.
Andere Kirche hat sich bereits entschuldigt
Die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein begrüßt das Vorhaben. Sie sei froh, dass sich ihre Landeskirche auf diesen Weg mache, sagte Trautwein dem Blatt. Zuletzt hatte Bischof Frank Otfried July von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg am 5. Juli in einer Andacht vor der württembergischen Landessynode um Vergebung für das Unrecht gebeten, das von seiner Kirche an gleichgeschlechtlich orientierten Menschen begangen wurde.
Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) war eine der ersten Landeskirchen in Deutschland, in denen kirchliche Hochzeiten für Schwule und Lesben möglich wurden. Seit dem 1. Juli 2016 können homosexuelle Paare in Berlin und Brandenburg kirchlich heiraten. Im Oktober 2016 wurde die Landeskirche zusammen mit anderen Preisträgern im nordirischen Belfast dafür mit dem «Tolerantia Award 2016» des schwulen Anti-Gewalt-Projektes Maneo ausgezeichnet. (epd)