Verschickte Gustavo Zanchetta Nacktselfies an Seminaristen?

Ex-Generalvikar: Vatikan wusste früh von übergriffigem Bischof

Veröffentlicht am 21.01.2019 um 14:23 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Schwere Vorwürfe: Bischof Gustavo Zanchetta soll Nacktbilder an Seminaristen geschickt haben. Der Vatikan gab an, nichts davon gewusst zu haben. Zanchettas ehemaliger Generalvikar widerspricht dem nun.

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Über Belästigungsvorwürfe gegen den argentinischen Bischof Gustavo Zanchetta soll der Vatikan deutlich früher Bescheid gewusst haben als bisher bekannt. Das behauptete der ehemalige Generalvikar der Diözese Oran, Juan Jose Manzano, am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Die Aussagen von Manzano stehen damit im Gegensatz zur Darstellung des Vatikans.

Zanchetta soll laut Manzano Seminaristen Nacktfotos geschickt und "obszönes" Verhalten gezeigt haben. Im August 2017 war der Bischof von seinem Amt zurückgetreten und führte als Grund ein gespanntes Verhältnis zu den Geistlichen an, wie Vatikan-Sprecher Alessandro Gisotti Anfang Januar mitteilte. Dabei sei dem Bischof autoritäres Verhalten vorgeworfen worden. Es habe hingegen "keine einzige Anschuldigung sexuellen Missbrauchs" gegeben. Dem widerspricht nun Manzano: Er hätte bereits 2015 Alarm geschlagen und Fotos vom Handy des Bischofs an den Vatikan weitergeleitet, zusammen mit den Vorwürfen einiger Seminaristen. Damals habe der Papst Zanchetta zu sich zitiert, der habe erklärt, dass sein Telefon gehackt worden sei und von Versuchen übler Nachrede gesprochen. In der Behandlung des Falles nimmt Manzano den Papst jedoch in Schutz: Er sei von Zanchetta getäuscht worden.

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Nachdem Zanchetta für einige Zeit aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden war, beförderte ihn Papst Franziskus Ende 2017 zum "Assessor", dem obersten Stellvertreter, der vatikanischen Güterverwaltung – ein Amt, das es in dieser Form vorher nicht gab. Welche Befugnisse und Pflichten Zanchetta in der Behörde hat, ist nicht bekannt.

Beobachter sprechen von einer engen Beziehung zwischen dem Papst und Zanchetta. Er arbeitete bei der argentinischen Bischofskonferenz, während der jetzige Pontifex Jorge Mario Bergoglio deren Vorsitzender war. Manzano sagt, dass der Papst Zanchetta wie einen "geistigen Sohn" behandelt habe. Im Jahr 2013 war Zanchetta der erste argentinische Bischof, der von Franziskus berufen wurde. Dabei gab es zu diesem Zeitpunkt schon Vorbehalte gegen ihn: In seiner damaligen Position im Bistum Quilmes wurde ihm Machtmissbrauch vorgeworfen. (cph)