Über 1.000 Fachleute schreiben an französischen Staatspräsidenten

Experten warnen Macron: Keine Eile bei Restaurierung von Notre-Dame!

Veröffentlicht am 29.04.2019 um 15:28 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Nach dem veheerenden Brand von Notre-Dame kündigte Staatspräsident Macron an, die Kathedrale innerhalb von fünf Jahren "noch schöner" wiederaufzubauen. Diese Entscheidung löst nun bei Fachleuten tiefe Besorgnis aus.

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Über tausend Experten haben vor einer "überstürzten" Restaurierung der Pariser Kathedrale Notre-Dame gewarnt. "Präsident, übergehen Sie nicht die Experten für Kulturerbe", lautet die Überschrift des am Montag in der französischen Zeitung "Le Figaro" veröffentlichten Aufrufs in Paris. Unterzeichnet ist er von 1.170 Konservatoren, Architekten, Professoren und Kulturerbe-Experten. Sie fordern von Frankreichs Staatspräsidenten Emmanuel Macron Vorsicht und Verantwortungsbewusstsein bei der Restaurierung von Notre-Dame.

Nachdem ein Brand Mitte April die Kathedrale zerstört hatte, kündigte Macron an, Notre-Dame innerhalb von fünf Jahren "noch schöner" wiederaufzubauen. Mit einem bereits im Ministerrat verabschiedeten Entwurf eines Notstandsgesetzes könnten die Schutzbestimmungen für die Restaurierung eines Kulturerbes ausgesetzt werden. Diese Entscheidung des Präsidenten löste "tiefe Besorgnis" bei Fachleuten weltweit aus. Auch der Beauftragte zum Schutz von bedrohtem Kulturerbe in Frankreich und Moderator, Stephane Bern, äußerte sich kritisch zur Ausnahme.

"Gewissenhaften, akribische" Herangehensweise nötig

"Nehmen wir uns die Zeit, um den richtigen Weg zu finden", heißt es in der Veröffentlichung der Experten. Beim Wiederaufbau eines Denkmals müssten Entscheidungen mit einer "gewissenhaften, akribischen" Herangehensweise getroffen werden. Danach könne eine "ehrgeizige Frist" für eine "vorbildliche Restaurierung" gesetzt werden.

Das Kulturministerium versicherte, dass es nicht darum gehe, von den Grundprinzipien des Denkmalschutzes abzuweichen. Die Regeln für Ausnahmen seien "sehr eng" gefasst.

Am 15. April war ein Feuer im Dach des Chores der gotischen Kathedrale entdeckt worden. Rasch griffen die Flammen auf den gesamten Dachstuhl aus jahrhundertealten Holzbalken über. Über 400 Feuerwehrleute brachten den Brand nach Stunden unter Kontrolle. Sie verhinderten, dass die Flammen auch auf die beiden Westtürme übergriffen und das Gotteshaus einstürzte. Kurz nach Ende der Löscharbeiten hatten bereits mehrere Unternehmer und Milliardäre Spenden für den Wiederaufbau zugesagt. Binnen 24 Stunden kamen so Gelder in Höhe von einer Milliarde Euro zusammen. Die Kathedrale wird zunächst ein Notdach bekommen, um das Innere vor Regen und Unwettern zu schützen. (tmg/KNA)