Schuldspruch wegen Missbrauchsvertuschung

Französischer Kardinal Barbarin verurteilt

Veröffentlicht am 07.03.2019 um 11:00 Uhr – Lesedauer: 

Lyon ‐ Zwei Monate lang dauerte der Prozess, jetzt ist das Urteil gefallen: Kardinal Philippe Barbarin, Erzbischof von Lyon, wurde der Nichtanzeige sexuellen Missbrauchs für schuldig befunden. Zu dieser Strafe wurde er verurteilt.

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Der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin (68), ist zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Strafgericht von Lyon habe ihn schuldig gesprochen, den sexuellen Missbrauch an einem Minderjährigen durch einen Priester seiner Diözese nicht angezeigt zu haben, berichtet die französische Tageszeitung Le Figaro am Donnerstag. Die Anwälte kündigten Berufung an. Barbarin selbst betonte: "Ich weiß nicht, wofür ich schuldig gesprochen bin."

Der Hintergrund des Prozesses ist der Missbrauch durch einen Priesters des Erzbistums Lyon, der Barbarin zwischen 2014 und 2015 gemeldet worden sein soll. Der Kardinal habe, so die Anklage, von diesem und weiteren Missbrauchsfällen gewusst und sie trotzdem nicht zur Anzeige gebracht. Bei einer Anhörung vor Gericht im Januar hatte Barbarin beteuert, keine Informationen über Missbrauchsfälle zurückgehalten zu haben. "Ich habe nichts vertuscht", sagte er dem Sender Franceinfo damals. Mit Barbarin waren fünf weitere Personen angeklagt, darunter zwei Bischöfe, ein Priester und zwei Mitarbeiter der Diözese Lyon.

Barbarin stand bereits 2016 wegen Nichtanzeige sexueller Übergriffe in seiner Diözese vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen gegen den Kardinal allerdings ein, da keine Hinweise auf eine Straftat seinerseits bestanden. Barbarin räumte jedoch Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen in seinem Bistum ein. (cst)

7.3., 11:15 Uhr: Absatz 1 erweitert. 11:18 Uhr: Absatz 2 erweitert.