Katholikin war seit 2010 wegen "Blasphemie" inhafitiert

Gericht in Pakistan hebt Todesurteil gegen Asia Bibi auf

Veröffentlicht am 31.10.2018 um 09:15 Uhr – Lesedauer: 

Islamabad ‐ 2010 wurde Asia Bibi wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tode verurteilt. Zahlreiche Politiker und Kirchenvertreter hatten sich seitdem für ihre Freilassung eingesetzt. Jetzt erfolgte der Freispruch – doch es droht Gefahr durch radikale Muslime.

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Das Oberste Gericht Pakistans hat die zum Tode verurteilte Katholikin Asia Bibi vom Vorwurf der Blasphemie freigesprochen. Es ordnete die sofortige Haftentlassung der Mutter von fünf Kindern an, wie pakistanische Medien am Mittwoch berichten. Die Staatsanwaltschaft habe versagt, zweifelsfrei die Schuld der Angeklagten zu beweisen, heißt es in dem Berufungsurteil. Damit folgte das Gericht den Ausführungen der Anwälte von Asia Bibi über widersprüchliche Zeugenaussagen. Die Berufungsverhandlung vor dem Obersten Gericht in Islamabad hatte bereits Anfang Oktober stattgefunden. Die Urteilsfindung und -verkündung verschob das Gericht aber damals auf einen nicht bestimmten Termin.

Asia Bibi war 2009 als erste katholische Frau wegen Blasphemie angeklagt und 2010 zum Tode verurteilt worden. 2014 bestätigte ein Gericht in Lahore das Todesurteil. Im Juli 2015 wurde die vorläufige Aussetzung der Vollstreckung angeordnet. Das erneute Berufungsverfahren wurde in den vergangenen Jahren immer wieder verzögert. Laut pakistanischen Medien hatten islamistische Hardliner die Richter bedroht.

Vorwurf der Blasphemie

Asia Bibi hatte während eines Streits angeblich den Propheten Mohammed geschmäht. Blasphemie gilt im islamisch geprägten Pakistan als Kapitalverbrechen. In der Praxis werden unter Blasphemie nur verächtliche Äußerungen und Taten gegen den Islam, den Koran und den Propheten Mohammed verstanden.

Bild: ©dpa/Rahat Dar

Unterstützer der wegen Blasphemie inhaftierten Christin Asia Bibi demonstrieren in Pakistan für ihre Freilassung.

Bereits am Dienstagabend wurden in Islamabad die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, nachdem die radikalislamische Partei Tehreek-e-Labaik Pakistan (TLP) eine sofortige Hinrichtung von Asia Bibi gefordert und die Richter des Obersten Gerichts vor einem "Nachgeben" vor dem Druck "antipakistanischer" Kräfte in westlichen Ländern gewarnt hatte. Die Partei kündigte an, nur "wenige Stunden" nach einem Freispruch für Asia Bibi "das ganze Land lahmzulegen".

Hilfswerk missio begrüßt den Freispruch

Die TLP hatte im Herbst 2017 drei Wochen lang die pakistanische Hauptstadt Islamabad aus Protest gegen eine als unislamische empfundene Änderung des Amtseids für Parlamentsabgeordnete lahmgelegt. Im Mai 2018 überlebte der damalige pakistanische Innenminister nur knapp das Attentat eines TLP-Mitglieds.

Das katholische Hilfswerk missio Aachen begrüßte den Freispruch am Mittwoch als "großen Tag für die Religionsfreiheit und auch für das ganze Land Pakistan". 2014 hatte das Hilfswerk für die Freilassung Bibis 18.425 Unterschriften gesammelt und an die damalige Bundesregierung übergeben, die die Petition an die verantwortlichen Politiker in Pakistan weiterleitete. Die Aufhebung des Todesurteils und Freilassung zeige, dass es sich lohne, öffentlich und international für das unteilbare Menschenrecht auf Religionsfreiheit einzutreten, so missio-Präsident Prälat Klaus Krämer. (tmg/KNA)