Dehonianer-Pater wurde im vollbesetzten Dom geweiht

Heiner Wilmer ist neuer Bischof von Hildesheim

Veröffentlicht am 01.09.2018 um 11:30 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Hildesheim

Hildesheim ‐ Die Vakanz im Bistum Hildesheim ist beendet. Am Samstag wurde der Dehonianer-Pater Heiner Wilmer im vollbesetzten Hildesheimer Dom geweiht. In seiner Predigt gab der Hamburger Erzbischof Stefan Heße Wilmer eine Art besonderen Spitznamen.

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Heiner Wilmer ist neuer Bischof von Hildesheim. Während eines feierlichen Gottesdienstes wurde er am Samstagvormittag im vollbesetzten Hildesheimer Dom geweiht. Die Weihezeremonie übernahm der Hamburger Erzbischof Stefan Heße.

Beifall im Dom

Im Dom brandete Beifall auf, als Wilmer sich zum Abschluss seiner Weihe auf die leere Kathedra, den Bischofsstuhl setzte. Als Wahlspruch hat sich Wilmer eine Textstelle aus dem 2. Brief an die Korinther ausgesucht: "Wir sind nicht Herren eures Glaubens, sondern Gehilfen zu eurer Freude" (2 Kor 1,24). Der zweite Halbsatz "Gehilfen zu eurer Freude" ist auch in sein Wappen eingegangen.

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Der neue Bischof wandte sich mit herzlichen Worten an sein neues Bistum. Er freue sich sehr auf sein neues Amt. Auch als Bischof verstehe er sich als "einer unter den Gehilfen zur Freude", so Wilmer in Anspielung an seinen Wahlspruch. Er wünsche sich, dass alle im Bistum Gehilfen zur Freude würden. Als eines der wichtigsten Themen für sein neues Amt nannte Wilmer den "Zusammenhang zwischen sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch in der Kirche". Dem Kampf gegen den Missbrauch wolle er sich mit aller Kraft widmen. "Was die Menschen brauchen, ist Heilung und Hoffnung". Auch Zweifler an der Kirche und Agnostiker lud er zum Gespräch ein.

Als Vorbild nannte der 57-Jährige den heiligen Godehard, der im 11. Jahrhundert nach Hildesheim gekommen war. Dieser sei ein "unermüdlicher Beter" und ein "Vollblutseelsorger" gewesen, der sich besonders für die Armen und Schwachen eingesetzt habe. Auch seine Pilgerwanderungen mit Jugendlichen habe einen starken Eindruck bei ihm hinterlassen. Die jungen Leute hätten ihm geraten, wieder zu den Basics zu kommen, deutlich zu machen, "warum es cool ist, in die Kirche zu gehen" warum der Glaube an Gott im Leben wirklich weiterhelfe. Und Wilmer -  so die jungen Leute -  solle darauf achten, in seinem neuen Amt "nicht abzuheben". Wilmer bedankte sich bei den Jugendlichen mit den Worten: "Ihr seid in der Mitte der Kirche, bleibt wie ihr seid, ihr seid großartig".

Auch seine Vergangenheit in einem internationalen Orden und mit Lebensstationen unter anderem in Rom und New York wurde deutlich, als Wilmer die angereisten Ordensleute in vier verschiedenen Sprachen  - Spanisch, Englisch, Französisch und Italienisch – begrüßte. An das Domkapitel gewandt, sprach Hilmer auf Platt, was ihm viel Gelächter und Applaus einbrachte. Der bisherige Diözesanadministrator, Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger hatte schon zur Begrüßung gesagt, die Gläubigen im Bistum hätten den Tag mit Vorfreude erwartet: "Danke, dass Sie Ja gesagt haben".

Heiner Wilmer sitzt winkend auf der Kathedra.
Bild: ©http://www.chrisgossmann.de/Bistum Hildesheim

Mit dem Setzen auf die Kathedra nimmt Bischof Heiner Wilmer symbolisch das Bistum in Besitz.

Während seiner Predigt im Weihegottesdienst ging Erzbischof Heße bildlich auf Wilmers Vergangenheit als Ordenspriester der Dehonianer ein, auch "Gemeinschaft der Herz Jesu Priester" genannt. "Seit Deinem 19. Lebensjahr warst Du ein Herz-Jesu-Priester, jetzt bist Du ein Herz-Jesu Bischof", so Heße. Wilmers Herz sei nicht versteinert, sondern er habe ein offenes Herz. Während der Weihezeremonie, bei der künftige Bischof sich auf dem Boden der Kirche legte, habe Gott die Gelegenheit, sich ihm für das neue Amt einzuprägen: "Wenn Du runterfährst, dann fährt der rauf", sagte Heße.

Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, gratulierte Wilmer zu dessen neuem Amt. "Willkommen zu Hause ", schrieb Marx in einem Grußwort. Die Deutsche Bischofskonferenz freue sich auf die Impulse ihres neuen Mitglieds, so Marx: "Schön, dass sie jetzt zu uns gehören, es gibt viel zu tun". Er bezeichnete es als "beeindruckend", dass Wilmer als seine Weiheexerzitien Wanderexerzitien mit Jugendlichen gewählt habe. In dieser Geste werde "deutlich, dass der Bischof nicht 'Herr über euren Glauben' ist, sondern jemand, der zuhört, verstehen und lernen will, der Hirte ist und sich um seine Herde kümmert", schreibt Marx. Er bedankte sich auch bei Wilmers Vorgänger Norbert Trelle für dessen langen Dienst als Hildesheimer Bischof. 

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Video: © Bistum Hildesheim

Das Pektorale für den neuen Hildesheimer Bischofs Heiner Wilmer wird in der Goldschmiede der Schönstätter Marienbrüder in Vallendar hergestellt.

Bei der Weihe Wilmers waren auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und der frühere Regierungschef und ehemalige Bundespräsident Christian Wulff, dabei. In den Dom gekommen waren außerdem der koptisch-orthodoxe Bischof Anba Damian, der das Norddeutsche der beiden koptischen Bistümer in Deutschland leitet und der evangelische niedersächsische Landesbischof Ralf Meister. Die Ernennungsbulle des Papstes verlas und überreichte der apostolische Nuntius Nikola Eterovic.

Nachfolger von Norbert Trelle

Die Ernennung Heiner Wilmers zum zukünftigen Bischof von Hildesheim war am 6. April bekanntgegeben worden. Wilmer war zuvor Generaloberer des Dehonianer-Ordens in Rom. Er wurde 1961 in Schapen im Emsland geboren und tritt die Nachfolge von Norbert Trelle an, der aus Altersgründen aus dem Bischofsamt ausschied. Das Bistum Hildesheim ist flächenmäßig das drittgrößte in Deutschland. Wilmer ist der 71. Bischof der Diözese. (gho)

01.09.2018, 12.00 Uhr: ergänzt um Statement von Kardinal Marx

01.09.2018, 13.30 Uhr: ergänzt um Ansprache Heiner Wilmers

01.09.2018, 14:00 Uhr, ergänzt um aktuelles Fotos (Quelle: Bistum Hildesheim/ http://www.chrisgossmann.de/ )

01.09.2018, 14:15 Uhr, ergänzt um Link zu Video der Bischofsweihe

Linktipp: Der Lehrer Heiner Wilmer will auch Schüler sein

Heiner Wilmer stammt von einem Bauernhof im Emsland. Doch er kennt auch das Leben in Rom und New York. Vor seiner Weihe pilgerte der künftige Hildesheimer Bischof mit Jugendlichen durch das Bistum. Er suchte ihren Rat.