Hubble-Lemaître-Gesetz: Astronomen würdigen belgischen Priester
Die "Internationale Astronomische Union" (IAU) hat sich dafür ausgesprochen, ein grundlegendes kosmologisches Gesetz nach dem belgischen Priester und Astrophysiker Georges Lemaître zu benennen. Das bisherige "Hubble-Gesetz", das die Ausdehnung des Kosmos beschreibt, soll nach dem Willen der Astronomen künftig "Hubble-Lemaître-Gesetz" heißen. Das Gesetz beschreibt die Ausdehnung des Weltalls, die 1927 von Lemaître postuliert wurde und laut IAU "einer der großen Meilensteine der Astronomie der letzten 100 Jahre und ein Grundpfeiler der modernen Kosmologie" ist.
Auf Grundlage von Albert Einsteins Relativitätstheorie stellte Lemaître fest, dass das Universum dynamisch sein müsse und expandiere. In einem Artikel in den "Annales de la Société Scientifique de Bruxelles" stellte er die bisher als "Hubble-Gesetz" bekannte Gleichung auf, die später von dem amerikanischen Astronomen Edwin Hubble bestätigt wurde. Einstein selbst war zunächst von einem statischen Universum ausgegangen. Auf die Arbeiten von Lemaître und Hubble hin revidierte er aber seine ursprüngliche Ansicht.
Lemaîtres Entdeckung blieb zunächst weitgehend unbekannt
Die IAU legt den Namen von astronomischen Gesetzen nicht direkt fest. Die Entscheidung stellt daher lediglich eine Empfehlung an Wissenschaftler dar, künftig die Bezeichnung "Hubble-Lemaître-Gesetz" in astronomischen Texten bevorzugt zu verwenden. Dass Lemaître nicht von Anfang an durch den Namen des von ihm entdeckten Grundsatzes geehrt wurde, liegt nach Ansicht der IAU daran, dass die Zeitschrift, in der der ursprüngliche Artikel auf Französisch veröffentlicht wurde, nur eine geringe Reichweite hatte und von der astronomischen Forschergemeinschaft weitgehend übersehen wurde. Erst mit Hubbles späterer Publikation auf Englisch wurde das Gesetz international wahrgenommen.
Lemaître selbst galt als bescheiden und hatte nie versucht, für seine Entdeckung deutlicher gewürdigt zu werden. In ihrer Resolution lobt die IAU daher die "intellektuelle Redlichkeit" des Astronomen, der den "Fortschritt der Wissenschaft mehr schätzte als seine eigene Prominenz".
Pius XII. sah Lemaîtres Forschungen als Beweis für die Schöpfungslehre
Der 1894 geborene Lemaître wurde 1923 zum Priester geweiht und war ab 1925 im belgischen Löwen Professor für Astronomie. Dort entwickelte er seine Theorie zur Expansion des Universums. Heute ist Lemaître vor allem als Begründer der Urknalltheorie bekannt, die er auf Grundlage der Expansion des Universums entwickelte. Dabei sprach er von einem Uratom als Ursprung des Universums, das er als "ein kosmisches Ei, das im Moment der Entstehung des Universums explodierte", beschrieb. Führende Physiker wie Einstein lehnten die Theorie zunächst ab, da sie zu sehr an religiöse Schöpfungsmythen erinnerte, ließen sich aber von den Forschungen Lemaîtres überzeugen.
Auch die Päpstliche Akademie der Wissenschaften, deren Mitglied der Belgier seit 1936 war, erkannte die Urknalltheorie 1951 an. Papst Pius XII. sah in ihr eine wissenschaftliche Bestätigung der kirchlichen Schöpfungslehre. Lemaître selbst lehnte eine Vermischung von Religion und Wissenschaft dagegen ab und betonte, dass die Urknalltheorie weltanschaulich neutral sei, aber der kirchlichen Lehre nicht widerspreche. Lemaître war von 1960 bis zu seinem Tod 1966 Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften.
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Seit 1925 war Lemaître auch Mitglied der IAU, einer wissenschaftlichen Vereinigung von heute etwa 13.500 Astronomen. Das Ziel der 1919 in Brüssel gegründeten Organisation ist die Förderung der Astronomie durch internationalen Austausch, Bildung und Forschung. Zu den Aufgaben der IAU gehört außerdem die Festlegung der Namen von Objekten im Weltraum. Bereits jetzt sind zwei astronomische Objekte nach Lemaître benannt: Der Asteroid mit der Nummer 1565 im Planetoidengürtel zwischen Mars und Jupiter und ein Mondkrater auf der Südhalbkugel der Mondrückseite. (fxn)