Behörden werfen "Missionarin der Nächstenliebe" Kinderhandel vor

Indien: Ordensschwester soll Kinder verkauft haben

Veröffentlicht am 08.07.2018 um 16:44 Uhr – Lesedauer: 
Justiz

Neu Delhi  ‐ Ein fürchterlicher Verdacht: Eine Ordensfrau der "Missionarinnen der Nächstenliebe" soll in Indien Kinderhandel betrieben haben. Manche sehen in dem Vorwurf jedoch eine Kampagne gegen den Orden Mutter Teresas.

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Eine Ordensschwester der von der heiligen Mutter Teresa von Kalkutta gegründeten "Missionarinnen der Nächstenliebe" ist in Indien wegen des Verdachts auf Kinderhandel festgenommen worden. Die Schwester soll Kinder an kinderlose Paare verkauft haben, berichtet der asiatische Pressedienst Ucanews. Zudem habe die Polizei eine weitere Frau festgenommen, die zusammen mit der Ordensschwester in dem Heim "Nirmal Hirday" - "Zärtliches Herz" - für unverheiratete Mütter in Ranchi gearbeitet habe. Laut dem Nachrichtenportal n-tv.de sollen die beiden mindestens fünf Kinder verkauft haben.

Generaloberin ist "geschockt"

Die Polizei von Ranchi im Nordosten Indiens hatte die beiden Frauen laut Bericht nach einem Hinweis des Kinderschutzamts auf Kinderhandel in dem Heim festgenommen. Bei der Laienmitarbeiterin seien umgerechnet 805 Euro beschlagnahmt worden - aus Sicht der Polizei die Anzahlung eines adoptionswilligen Paars für ein Kind.

Die Generaloberin der Missionarinnen der Nächstenliebe in Kalkutta, Schwester Mary Prema Pierick, sei "geschockt", berichtete Ucanews. "Wir werden dieser Angelegenheit sorgfältig nachgehen", wurde die Schwester zitiert.

Viele Katholiken in Ranchi, der Hauptstadt des indischen Bundesstaats Jharkhand, halten laut Bericht den Vorwurf des Kinderhandels für eine gezielte Kampagne von Hindunationalisten gegen die katholische Kirche. Jharkhand wird von der hindunationalistischen BJP regiert. Katholiken in Jharkhand beklagen seit langem, die Regierung dulde stillschweigend Attacken von Extremisten gegen Christen.

Hindunationalisten streben Gottesstaat an

Die BJP stellt auch die Zentralregierung in Neu Delhi sowie in den meisten indischen Bundesstaaten. Die Hindunationalisten streben einen hinduistischen Gottesstaat in Indien an. Diskriminierungen und Gewalt gegen die religiösen Minderheiten der Christen und Muslime haben seit der Machtübernahme der BJP vor drei Jahren im mehrheitlich hinduistischen Indien sprunghaft zugenommen.

Die Gemeinschaft "Missionarinnen der Nächstenliebe" ist eine der erfolgreichsten Ordensgründungen des 20. Jahrhunderts. Ordenstracht ist der weiße Sari mit dem blauen Band. Die Ordensgemeinschaft ist weltweit in mehr als 130 Ländern vertreten. (gho/KNA)