Emeritierter Weihbischof kritisiert auch große Seelsorgeeinheiten

Jaschke: Vereinsamung ist Tod des Priestertums

Veröffentlicht am 08.02.2017 um 11:29 Uhr – Lesedauer: 
Kirche

Hamburg ‐ "Das Leben aus Mikrowelle und Tiefkühltruhe, abends eine Flasche Bier vor dem Fernseher, das ist kulturlos." Der emeritierte Weihbischof Jaschke blickt mit Sorge auf die Lebenssituation heutiger Priester.

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Mit Sorge blickt Hamburgs emeritierter Weihbischof Hans-Jochen Jaschke auf die Lebenssituation heutiger Priester. Ein großes Problem sei ihre Vereinsamung, sagte er im Interview der "Neuen Kirchenzeitung" (Sonntag) in Hamburg. Früher hätten in den Pfarrhäusern noch Kapläne und Haushälterinnen zusammen mit dem Pfarrer unter einem Dach gelebt. Heute führten Geistliche ein Single-Dasein. "Das Leben aus Mikrowelle und Tiefkühltruhe, abends eine Flasche Bier vor dem Fernseher, das ist kulturlos." Die Vereinzelung sei "der Tod des Priestertums". Es brauche neue Modelle des Zusammenlebens, forderte Jaschke.

Auch andere Folgen des Priestermangels sieht Jaschke problematisch. Die nun entstehenden größeren Seelsorgeeinheiten seien nicht nur für die Gläubigen oft unübersichtlich. "Ich habe die Sorge, dass ein Priester an der Spitze eines Pastoralen Raums überfordert wird - menschlich und spirituell", sagte der Weihbischof mit Blick auf die auch im Erzbistum Hamburg anstehende Strukturreform. Danach sollen die derzeit 80 Pfarreien in der nördlichsten deutschen Diözese voraussichtlich in 28 pastorale Räume eingegliedert werden. Ein Priester gehöre in die Gemeinde und solle Seelsorger sein, sagte Jaschke. "Wenn er nur noch 'Chef' ist, dann verändert sich auch für den Priester die Situation. Und auch für die, die Pfarrer waren und jetzt nur noch Pastoren sind, ist die Umstellung nicht leicht - auch wenn es keiner sagt."

"Das besondere Profil des Priesterberufs ist verloren gegangen"

Die gewandelten Anforderungen verändern laut Jaschke auch das Berufsbild des Priesters. Er selbst habe bei seiner Berufswahl vor 50 Jahren erfahren, dass Priester sein etwas "ganz Eigenes, Besonderes" ist und sei hineingewachsen in diese wichtige geistliche Aufgabe. "Mir scheint, dieses besondere Profil des Priesterberufs ist langsam verloren gegangen." Der Beruf wirke auf junge Menschen nicht mehr so herausfordernd und attraktiv.

Zu Jahresbeginn hatten sich elf Priester aus dem Erzbistum Köln ähnlich geäußert und damit für überregionale Diskussionen gesorgt. Auch sie beklagten eine Vereinsamung im Alter und sprachen sich gegen die Bildung immer größerer Pfarreien aus. Ähnlich wie Jaschke stehen beziehungsweise standen die Seelsorger kurz vor ihrem Goldenen Priesterjubiläum. Jaschke (75) war von 1989 bis zu seinem altersbedingten Rücktritt im Oktober 2016 Weihbischof in Hamburg. (KNA)