Jona lässt grüßen: Walknochen im Mittelmeer entdeckt
Es ist eine der bekanntesten Erzählungen in der Bibel: die alttestamentarische Geschichte des Propheten Jona, der von einem Fisch verschlungen wird und "drei Tage und drei Nächte" im Bauch des Tieres verbringt. Und obwohl in der Bibel tatsächlich nur von einem "großen Fisch" die Rede ist, wird in populären Varianten der Erzählung meist konkret von einem Wal berichtet. Der Haken dabei: Bislang ging man davon aus, dass im Mittelmeer, wo sich die Geschichte von Jona abgespielt haben soll, auch in früherer Zeit nie Wale gelebt haben.
Doch jetzt wurden im Mittelmeerraum Hinweise gefunden, die die bisherigen Annahmen in Frage stellen. Wissenschaftler der Universität York haben bei archäologischen Ausgrabungen in mehreren alten Römerstädten in der Nähe von Gibraltar rund 2.000 Jahre alte Walknochen gefunden. Die Forscher vermuten, dass Grauwale und Nordkaper zur damaligen Zeit zum Kalben durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer schwammen – und dort in Ufernähe von römischen Walfängern gejagt und erlegt wurden.
Die für den Walfang notwendige Technologie war zur Zeit des Römischen Reiches bereits vorhanden. Römische Texte beschreiben den Fang von "See-Monstern" über das Annähern in Ruderbooten, den Fang mit Harpunen und langen Leinen. Produkte wie Fleisch oder Öl wurden in weite Teile des römischen Imperiums geliefert. Die Straße von Gibraltar war damals ein wichtiger Standort für die Fischverarbeitung, vor allem von großen Arten wie Thunfisch. Davon zeugen Hunderte Ruinen solcher Verarbeitungsstätten, die entlang der Küsten Europas und Afrikas liegen. Schon früher hätten Forscher vermutet, dass dort auch Walfleisch gepökelt worden sei. (stz)