Vorbehalte gegen "synodalen Weg" zurückgewiesen

Kardinal Marx: Niemand will deutsche Nationalkirche aufmachen

Veröffentlicht am 04.07.2019 um 09:15 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Möchten sich die Deutschen von der Weltkirche entfernen? Unsinn, sagt Kardinal Reinhard Marx. Ängstlich will er deshalb auf dem "synodalen Weg" aber nicht sein - und die Zustimmung von drei Vierteln aller Beteiligten erreichen.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat Vorbehalte gegen den von den deutschen Bischöfen beschlossenen "synodalen Weg" zurückgewiesen. Man könne aus dem jüngsten Brief von Papst Franziskus an die deutschen Katholiken vieles herauslesen, aber eines nicht: ängstlich zu sein und diesen Prozess nicht zu beginnen, sagte Marx am Mittwochabend beim Jahresempfang des Erzbistums München und Freising. Es gehe darum, dass sich "ein pilgerndes Volk auf den Weg macht und Gottes Möglichkeiten auslotet, die größer sind als das, was wir uns zurechtgelegt haben".

Marx: Einmütigkeit nicht mit knapper Mehrheit zu erreichen

Marx sagte, niemand habe vor, im nächsten Jahr eine deutsche Nationalkirche aufzumachen. Kontroverse Diskussionen seien notwendig, auch Abstimmungen, die aber nicht die einen zu Gewinnern und die anderen zu Verlierern machen sollten. Die geforderte Einmütigkeit sei mit knappen Mehrheiten nicht zu erreichen. Statt 51 Prozent gelte es eher, einen Zustimmungsanteil von drei Viertel der Beteiligten anzustreben.

Die Kirche stehe vor einem Epochenwandel, zeigte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz überzeugt. Wer das nicht spüre, habe "sein geistliches Auge nicht justiert". Zwar seien die Umrisse dessen, was entstehe, noch nicht ganz klar. Aber: "Was nicht zum Evangelium passt, wird keinen Bestand haben", betonte Marx. Dies habe er vor wenigen Tagen auch Papst Franziskus gesagt.

Bild: ©dpa/Sven Hoppe

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder vor einem Kreuz.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) rief die Kirchen zu mehr Optimismus auf. Trotz negativer Zukunftsprognosen bestehe "kein Grund zur Panik", sagte der evangelische Christ. Er habe in der Politik selbst erlebt, wie sich Vorhersagen in wenigen Tagen erledigt hätten. Genauso wenig gebe es Anlass, wegen "einzelner Fehler" das Ganze des Glaubens oder auch die Institution Kirche als solche infrage zu stellen.

Söder für Erhalt des deutschen Kirchensteuersystems

Söder sprach sich in diesem Zusammenhang für den Erhalt des deutschen Kirchensteuersystems aus. "Was dafür geleistet wird, ist für ein Land wie Bayern unglaublich wichtig", sagte der Regierungschef. Die Kirchen seien gerade in diesen unsicheren Zeiten Anker der Stabilität und würden in der Gesellschaft gebraucht. Das sähen auch fernstehende Menschen so. Der Menschenwürde liege das christliche Menschenbild zugrunde; die "Idee des Christentums", die "einladend und nicht abgrenzend" sei, halte Bayern und Europa zusammen.

Bei Kardinal Marx bedankte sich der CSU-Vorsitzende für "das Einmischen" in die Politik. Mit "der Kraft des Wortes" lasse sich "tatsächlich etwas bewegen". Er und der Kardinal hätten schon manche Differenzen "sportlich" ausgetragen. Marx antwortete Söder, manchmal müssten Christen auch Unruhe stiften. Jesus sei nicht hingerichtet worden, weil er ein gesellschaftlicher Stabilitätsanker gewesen sei. (bod/KNA)