Katholiken kämpfen gegen Teufels-Figur auf spanischer Brücke

In der Stadt Segovia in Spanien haben aufgebrachte Katholiken eine Online-Petition gegen eine Teufels-Figur aufgesetzt. Darüber berichten verschiedene Medien am Dienstag. Das berühmte Aquädukt der Stadt aus römischer Zeit soll laut einer Legende vom Satan selbst erbaut worden sein. Die Stadt hat einen Künstler mit einer Skulptur für das Aquädukt beauftragt. Doch die ist manchen Katholiken nicht abstoßend genug. Denn die Figur des Künstlers José Antonio Abella zeigt Luzifer als kleinen, fülligen Mann mit Hörnern, der mit einem verschmitzten Lächeln gerade ein Selfie von sich schießt.
Das stößt einigen Katholiken der Stadt sauer auf: Die Statue würde den Teufel verherrlichen und sei nicht abstoßend und verachtenswert genug. "In der christlichen Kunst gibt es eine klare Ikonografie für den Satan, die zeigt, wie er psychologisch, moralisch und spirituell wirkt", schreibt eine Initiative, "der Teufel ist kein freundliches, vom Bösen befreites Wesen, wie ihn der Stadtrat haben will." 5.400 Unterstützer hat die Petition schon, die die Teufelsfigur verhindern will – und sie hat einen ersten Erfolg: Ein Richter hat die Aufstellung der Figur vertagt, bis geklärt ist, ob sie religiöse Gefühle verletzt.
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Die Denkmalbeauftragte der Stadt, Claudia de Santos, sagte der Zeitung "El País", dass die Stadt das Projekt trotz der in ihren Augen "unfairen und abschreckenden" Kampagne weiterverfolgen will. "Es will mir nicht in den Kopf, dass sowas im 21. Jahrhundert noch passiert", sagt sie. Ähnlich sieht es der Bildhauer José Antonio Abella: "Das hat doch eindeutig nichts mit Satanismus zu tun", sagte er dem britischen "Guardian", "das ist eine Karikatur des Teufels." Der Schaden für die Stadt sei jetzt jedenfalls da – und damit das Gegenteil dessen, was die Stadt eigentlich erreichen wollte. Mit der Figur sollten Touristen nämlich in bisher eher vernachlässigte Stadtviertel gelockt und Besucher zum Selfie-Schießen angeregt werden. "Jetzt bekommt die Stadt durch einige Einwohner ein lächerliches Image", bemerkt der Künstler. "Wir sind eine offene Stadt und nicht im 12. Jahrhundert stehengeblieben."
Wie auch immer der Streit ausgeht, Abella bleibt hartnäckig, hat für sich selbst aber schon Konsequenzen gezogen: "Das wird meine letzte Figur. Ich will ein ruhiges Leben haben und werde nur noch Bücher schreiben."
Dabei kam die Inspiration für seine Statue aus Deutschland: Vor der Lübecker Marienkirche sitzt nämlich ein kleiner Luzifer aus Bronze, der sich zufrieden den Bart krault. Der Sage nach belogen ihn die Lübecker und erzählten ihm, dass sie ein Wirtshaus bauen wollen und der Teufel half ihnen. Erst ganz zum Schluss fiel ihm auf, dass er beim Bau einer Kirche mitgeholfen hatte und wollte sie mit einem Stein wieder zerstören. Doch davon brachten ihn die Lübecker wieder ab und bauten das Wirtshaus gleich neben die Kirche, den heutigen Ratskeller. Der Teufel ließ den Stein neben der Kirche fallen. Auf diesem Stein sitzt heute die Figur. (cph)