Hilfswerk-Chef Spiegel zu Herausforderungen des Klimawandels

Klimakonferenz: Misereor enttäuscht von "mutlosen Zusagen"

Veröffentlicht am 16.12.2018 um 11:35 Uhr – Lesedauer: 
Klimakonferenz: Misereor enttäuscht von "mutlosen Zusagen"
Bild: © KNA

Kattowitz/Aachen ‐ Die UN-Klimakonferenz in Kattowitz ist beendet - und Pirmin Spiegel unzufrieden. Der Chef des weltgrößten katholischen Entwicklungshilfswerk Misereor benennt die Versäumnisse mehr als deutlich.

  • Teilen:

Das weltgrößte katholische Entwicklungshilfswerk Misereor kritisiert die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz in Kattowitz als bei weitem nicht ausreichend. "Wir sind enttäuscht angesichts der mutlosen Zusagen und des wenig ermutigenden Signals zur Umsetzung des Klimaschutzvertrages für die Verletzlichsten und am meisten vom Klimawandel Betroffenen", erklärte Misereor-Chef Pirmin Spiegel am Sonntag in Aachen: "Die Weltgemeinschaft hat in Polen versäumt, adäquat auf die spürbaren Folgen, Verluste und massiven Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren."

Mangelhafter Umsetzungswillen der Staaten

Der Klimagipfel habe mit dem fast vollendeten Regelbuch viele Türen geöffnet, um die "klaffende Handlungslücke in der Klimapolitik" rechtzeitig zu schließen, so Spiegel weiter: "Er lässt aber die am meisten vom Klimawandel Betroffenen in weiten Teilen allein zurück." Nun müsse verhindert werden, dass Schlupflöcher entstehen, durch die Verpflichtungen der Staaten zur Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen über Tauschgeschäfte ausgehebelt werden können.

Die Diskrepanz zwischen der Notwendigkeit ambitionierteren Handels im Kampf gegen den Klimawandel und dem mangelhaften Umsetzungswillen der Staaten sei mehr als deutlich geworden, ergänzte der Misereor-Chef: "Auch Deutschland hat zwar erneut das Wissen und diplomatische Geschick seiner Fachleute eingebracht, aber konkrete Maßnahmen, Emissionen zu senken, nicht zugesagt."

Kinder sitzen in einer vom Hurrikan "Matthew" zerstörten Kirche im haitianischen Saint-Louis.
Bild: ©picture alliance/AP Photo

Der Klimagipfel lasse die am meisten vom Klimawandel Betroffenen in weiten Teilen allein zurück, sagt Misereor-Chef Pirmin Spiegel.

Zwar habe die Bundesregierung die Zuschüsse zum Green Climate- und Anpassungsfond erhöht, so Spiegel: "Dennoch bleibt ein schaler Beigeschmack, wenn die eigenen Treibhausgasemissionen seit zehn Jahren auf hohem Niveau stagnieren und zuletzt - insbesondere im Verkehrssektor - steigen." Ein schneller sozialverträglicher Kohleausstieg und das geplante Klimaschutzgesetz für alle weiteren Sektoren, allen voran Verkehrs- und Agrarsektor, müssten den Beitrag zur Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze leisten, forderte Spiegel.

Spiegel: Das grenzt an Ignoranz

Zugleich kritisierte er "das fehlende Bekenntnis, dass sich Regierungen bei allen klimapolitischen Maßnahmen an menschenrechtliche Prinzipien gebunden fühlen". Dies grenze an Ignoranz und sei "fehlende Solidarität gegenüber jenen, denen das Wasser schon heute bis zum Hals steht". Es gebe aber durchaus positive Aspekte, betonte Spiegel: Zum einen seien im Regelbuch alle relevanten Kapitel zu Emissionsminderung, Anpassung und finanzieller Unterstützung für ärmere Länder ausgehandelt worden. Zum anderen müsse alle fünf Jahre geprüft werden, ob die klimapolitischen Maßnahmen der Länder ausreichen.

Einen Tag später als ursprünglich geplant hatten die fast 200 Teilnehmer der UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz am Samstagabend das sogenannte Regelwerk verabschiedet. Es enthält Vorgaben, wie die Staaten ihre Zusagen aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 messen und veröffentlichen müssen. So sollen sich die Klimaschutz-Anstrengungen besser miteinander vergleichen lassen. Das Abkommen von Paris nennt als Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Dafür muss der Ausstoß von Treibhausgasen etwa aus der Verbrennung von Kohle und Öl deutlich reduziert werden. Strittig bis zuletzt waren unter anderem Fragen nach Finanzhilfen für die ärmeren Staaten und zum Handel mit sogenannten Verschmutzungsrechten. Hierzu wird es auch noch Nachverhandlungen geben müssen. (bod/KNA)