Griechenland wirft Türkei stufenweise Umwandlung zur Moschee vor

Kritik an Fernsehsendung aus Hagia Sophia

Veröffentlicht am 22.06.2017 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
Ramadan

Athen ‐ Einst war sie die wichtigste Kirche eines großen Reichs, heute ist sie ein Museum: die Hagia Sophia. An ihr entzünden sich regelmäßig Konflikte. So wie jetzt zwischen Griechenland und der Türkei.

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Griechenland hat die Ausstrahlung einer islamischen Sendung aus der Hagia Sophia in Istanbul zum Fastenmonat Ramadan als "inakzeptable Provokation aller Christen" verurteilt. Die einstige Hauptkirche des Byzantinischen Reiches war nach der Eroberung Konstantinopels durch die muslimischen Osmanen eine Moschee und ist heute ein Museum.

Das staatliche türkische Fernsehen TRT-Diyanet hatte am Mittwochabend das zweite Jahr in Folge eine Sendung mit Lesungen aus dem Koran aus der Hagia Sophia (Griechisch: Heilige Weisheit) ausgestrahlt. "Wir verurteilen die Lesung des Korans und das Gebet" in der Hagia Sophia, erklärte das Außenministerium in Athen am Donnerstag.

Bild: ©seregalsv/Fotolia.com

Kuppel der Hagia Sophia: Das Gesicht eines Seraphen (brennende Engel aus der Bibel) wurde im Jahr 2010 freigelegt. Wie andere christliche Symbole waren sie von Muslimen übertüncht worden, als die byzantinische Kirche zu einer Moschee wurde.

Die türkische Regierung versuche, das Weltkulturerbe der Hagia Sophia "stufenweise in eine Moschee" zu verwandeln. Dies geschehe ausgerechnet in einer Zeit, wo der Dialog zwischen den Religionen absolut notwendig sei. "Die internationale Gemeinschaft muss reagieren", hieß es in der Erklärung des Ministeriums weiter.

Seit 1934 ist die Hagia Sophia ein Museum und eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Istanbuls. Von ihrem Bau im Jahre 537 bis 1453 war sie das Zentrum der christlich-orthodoxen Welt. Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 machten die Osmanen eine Moschee daraus. Der Gründer der modernen Türkei, Kemal Atatürk, verwandelte sie in ein Museum, um den weltlichen Charakter der neuen Republik zu unterstreichen. Präsident Recep Tayyip Erdogan stärkt dagegen den islamischen Charakter des Landes. (rom/dpa)

Linktipp: Noch Museum oder schon wieder Moschee?

Der zunehmend islamistisch-autoritäre Kurs des türkischen Präsidenten Erdogan macht anscheinend auch vor der Hagia Sophia nicht Halt. Die Regierung verfolgt eine neue Strategie für das weltberühmte Museum. (Artikel vom November 2016)