"Folge einer psychologischen (Fehl)entwicklung"

Kritik an Kölner Priesterausbilder wegen Rede zu Homosexualität

Veröffentlicht am 09.05.2019 um 15:15 Uhr – Lesedauer: 

Köln/München ‐ Homosexualität sei therapierbar und gleichgeschlechtliche Liebe eine "narzisstische Suche" nach Männlichkeit, die man selbst nicht fühle: Ein Priesterausbilder des Erzbistums Köln erntet für seine Aussagen scharfe Kritik.

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Ein Priesterausbilder des Erzbistums Köln ist wegen eines Vortrags zu Homosexualität in die Kritik geraten. Der Direktor des Bonner Theologenkonvikts Collegium Albertinum, Pater Romano Christen, vertrat vor Studenten die Position, dass Homosexualität nicht angeboren sei, sondern "Folge einer psychologischen (Fehl)entwicklung", wie die "Süddeutsche Zeitung" (Donnerstag) berichtete. Es gebe Therapien dagegen, die aber nicht immer erfolgreich seien. Männer mit "tief sitzender homosexueller Tendenz" könnten daher nicht geweiht werden, wie es auch in vatikanischen Instruktionen festgelegt sei.

In dem auch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegenden Vortrag heißt es unter anderem weiter, auch wenn bei homosexueller Liebe Romantik mitspiele, gehe es "weniger um die reale Begegnung mit einem Du". Vielmehr handele es sich um eine "narzisstische Suche" eines Betroffenen nach Männlichkeit, die er selbst nicht fühle.

Die katholische Laienvertretung in der Erzdiözese Köln verlangte die Ablösung Christens. "Wer so über Homosexuelle denkt und redet, hat sich für die Ausbildung des Priesternachwuchses diskreditiert", sagte der Vorsitzende des Kölner Diözesanrats, Tim Kurzbach, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Christens Thesen seien beleidigend.

Der Mainzer katholische Moraltheologe Stephan Goertz sagte der Zeitung, die Aussagen entsprächen "dem wissenschaftlichen und moraltheologischen Stand der 1950er und 1960er Jahre". Sie seien "durchzogen von Vorurteilen, die für Betroffene kaum zu ertragen sind - vor allem weil ihnen abgesprochen wird, menschlich anständige Beziehungen leben zu können".

Der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet betonte, gleichgeschlechtlich orientierten Priesteramtskandidaten werde vermittelt, "dass ihre Sexualität ein Defekt ist, dass sie ihre Gefühle zu verdrängen haben." Dies sei "eines der Einfallstore für sexuelle Gewalt in der Kirche".

Priesterausbilder verteidigt sich

In einer am Donnerstag vom Erzbistum Köln verbreiteten Erklärung betont Christen, in dem Vortrag habe er auch ausgedrückt, "dass Menschen mit homosexuellen Neigungen Respekt verdienen und auf keinen Fall herabgewürdigt werden dürfen". Er habe die Studenten über die Rahmenordnung für die Priesterausbildung informieren wollen, die für die katholische Kirche weltweit bindend sei.

Weiter erinnerte das Erzbistum an eine frühere Aussage des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, homosexuelle Beziehungen nicht nur als "Verstoß gegen das natürliche Gesetz" zu sehen: "Ich versuche auch wahrzunehmen, dass da Menschen dauerhaft füreinander Verantwortung übernehmen, sich Treue versprochen haben und füreinander sorgen wollen, auch wenn ich einen solchen Lebensentwurf nicht teilen kann", so der Erzbischof. Die katholische Kirche trete für den Lebensentwurf der sakramentalen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ein, "die offen ist für die Weitergabe des Lebens". (KNA)

9.5., 16 Uhr: Ergänzt um Absatz 3.