Messwein aus besten Lagen
Denn schon längst würden die rund 15.000 Flaschen, die jährlich als Messwein gekeltert werden, mehrheitlich von Nicht-Geistlichen gekauft. Dabei war die Gründung der Stiftung im Jahr 1918 praktisch so etwas wie eine vorweggenommene Messweinverordnung. Der Würzburger Weinhändler Ignaz Kolb wollte die hohe Geistlichkeit mit einem ordentlichen, zugleich aber günstigen Tropfen versorgen.
Denn zuvor wurde oft schlechter Wein, etwa aus Algerien, an Priester verkauft - so zumindest die Beobachtung damals. Für seine Sorge um das leibliche und finanzielle Wohl der Priesterschaft versprach sich der Weinhändler im Gegenzug den Lohn im Himmel. Noch heute werden - wie in der Stiftung verfügt - Messen für Kolb in der Kapelle des Juliusspitals gefeiert.
Strenge Auflagen für hervorragende Weine
Und es werden noch heute die strengen Auflagen des Stifters erfüllt: Halbtrocken werden die Weine ausgebaut und in Literflaschen abgefüllt. Ein Silvaner aus der Lage "Würzburger Abtsleite" und ein Müller-Thurgau vom "Würzburger Pfaffenberg". Das seien sogenannte "erste Lagen", sagt Weinexpertin Geier vom Juliusspital. Also die ideale Grundlage für hervorragende Weine: "Die könnten wir normalerweise für 12 Euro aufwärts im Bocksbeutel anbieten." Die Literflaschen der Messweinstiftung sind dagegen als Müller-Thurgau für 6,50 Euro und für einen Euro mehr als Silvaner zu haben.
Geier weiß von einer Art Fangemeinde des Ignaz Kolb'schen Messweins zu berichten. In Norddeutschland gebe es Lokale, die die Flaschen mit dem etwas altmodischen Etikett, auf dem der Wein-Heilige Urban zu sehen ist, auf der Karte haben. Selbst Protestanten zählen zu den Liebhabern. Beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen der VDP-Prädikatsweingüter in Berlin habe sich ein Pastor in der Predigt zum Messwein des Juliusspitals bekannt, erzählt Geier. Aber auch das Würzburger Domkapitel kauft den Wein der Stiftung, ebenso Pfarrgemeinden. Ob der Tropfen dann nur in der Messe oder auch beim Pfarrfest ausgeschenkt wird, weiß Geier nicht.
Die geistliche Kundschaft dagegen greift mittlerweile auch zu anderen Tropfen aus dem Sortiment des Spitzenweinguts. Schließlich erfüllten sie alle die Anforderung, ein Qualitätswein zu sein. Nach dem deutschen Weingesetz heißt das, die Trauben müssen einen bestimmten Grad Öchsle haben, ein Wert für den Anteil gelöster Stoffe im Traubensaft, meist Zucker. Die Grenze liegt meist bei 65 Grad. Nicht als Wein am Altar erlaubt sind weiter Tafel- oder Landweine.
Hohe Qualitätsanforderungen bleiben bestehen
Überhaupt ist vor allem das deutsche Weingesetz mit seinen strengen Vorschriften dafür verantwortlich, dass die Bischöfe nun die Messweinverordnung als überflüssig ansahen. Eine Einschätzung, die auch Geier teilt. Der bei der Messe verwendete Wein müsse weiterhin "der Würde des Sakraments" und deshalb hohen Qualitätsanforderungen entsprechen, betonen die Bischöfe. Mit der Abschaffung der Verordnung sind nun auch die Vereidigung der Kellermeister sowie eine Art Lizenzierung von bestimmten Betrieben als Messweinlieferanten durch die Diözesen - in Würzburg sind es 32 - ebenfalls vom Tisch.
Dabei sei im Juliusspital erst vor zwei Jahren ein damals neu hinzugekommener Kellermeister vom Bistum vereidigt worden, erzählt Geier. Und sie betont, dass trotz der abgeschafften Verordnung die Ignaz Kolb'sche Messweinstiftung weiter ihren eigenen Wein ausbaut - für Pfarrer wie für Liebhaber. "Es ist eine alte Tradition, die man erhalten sollte."
Von Christian Wölfel (KNA)