Angeblicher "Erzengel" soll mehrere Minderjährige missbraucht haben

Missbrauchsermittlungen gegen Sekte in Sizilien

Veröffentlicht am 04.08.2017 um 13:11 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Catania ‐ In Sizilien wird gegen eine vorgeblich katholische Organisation ermittelt. Der Leiter der Vereinigung bezeichnet sich als "Erzengel" und soll Minderjährige zu sexuellen Handlungen gezwungen haben.

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Vier Mitglieder der Organisation "Associazione Cattolica Cultura ed ambiente" ("Katholische Vereinigung für Kultur und Umwelt"), darunter ihr Vorsitzender, wurden in Sizilien wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger verhaftet. Die Festnahme fand italienischen Medien zufolge bereits am Montag im sizilianischen Aci Bonaccorsi statt. Der Leiter, Pietro C., bezeichnet sich Medienberichten zufolge selbst als "Erzengel" und habe der Organisation eine sektenartige Struktur gegeben. Dem Laien wird vorgeworfen, mindestens sechs weibliche minderjährige Mitglieder seiner Organisation zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben.

Die Mutter eines der mutmaßlichen Opfer hatte auf dem Handy des Mädchens Nachrichten gefunden, in denen die Übergriffe thematisiert wurden, und die Polizei eingeschaltet. Eine Sonderkommission der Polizei geht von Taten aus, die sich über 25 Jahre erstrecken. Abgehörte Gespräche deuten darauf hin, dass die sexuelle Gewalt in der Organisation als "Beispiele reiner Liebe" und "Liebe von oben" bezeichnet wurden. Neben sexuellen Übergriffen wurden die Opfer auch zu Zwangsarbeit verpflichtet. Auch der Gründer der Organisation, der Priester Stefano C., soll in die Taten verwickelt gewesen sein. Der Exorzist galt als "spiritueller Sohn" des italienischen Volksheiligen Padre Pio. Stefano C. starb 2015 und hatte die Leitung an Pietro C. und einen "Zwölf Apostel" genannten Führungskreis übergeben.

Diözese distanziert sich

Bei der Razzia wurden auch größere Mengen Bargeld sichergestellt, die nach Angaben der Organisation aus den landwirtschaftlichen Geschäftsbetrieben stammen. Mutmaßliche Opfer erheben allerdings den Vorwurf, auch finanziell ausgebeutet worden zu sein.

Die Organisation soll etwa 15.000 Anhänger haben. Gegenüber dem katholischen Onlinemagazin "Crux" erklärte die Diözese Acireale, auf deren Gebiet die Vereinigung ihren Sitz hat, dass es sich um eine "zivilrechtliche Organisation" handle. Die Kirche fühle aber mit den Opfern. Zwar habe ein Priester der Diözese am Sitz der Organisation Katechesen angeboten, er habe aber keinen Verdacht geschöpft, dass dort "auf okkulte Weise Straftaten begangen" würden. (fxn)