Parlament verlangt Umbenennung

Moskautreue Kirche gerät in der Ukraine unter Druck

Veröffentlicht am 20.12.2018 um 18:08 Uhr – Lesedauer: 

Kiew ‐ Die Kirche ist mittendrin im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine: Nach der Gründung einer von Moskau unabhängigen orthodoxen Nationalkirche geht das Parlament nun gegen die moskautreue Kirche vor.

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Das ukrainische Parlament verlangt eine Umbenennung der dem Moskauer Patriarchat unterstellten ukrainisch-orthodoxen Kirche. Religionsgemeinschaften, deren Hauptsitz in einem Land liege, das die Ukraine militärisch angreife, müssten diese Zugehörigkeit in ihrem Namen angeben, heißt es in einem am Donnerstag beschlossenen Gesetzentwurf. Mit Ja stimmten 240 Abgeordnete, 31 mit Nein.

Demnach muss die Kirche nach Inkrafttreten des Gesetzes binnen vier Monaten ihren offiziellen Namen ändern. Zudem beschränkt das Gesetz die Militärseelsorge der moskautreuen Kirche, wie das Parlament auf seiner Website mitteilte. Bisher nennt sie sich selbst "Ukrainische Orthodoxe Kirche". Sie müsse sich klar als ausländische Kirche kennzeichnen, fordern Abgeordnete. Der Kirche wird seit langem vorgeworfen, im Ukraine-Konflikt auf der Seite von Kreml-Chef Wladimir Putin zu stehen.

Neue ukrainische Kirche grenzt sich von Moskau ab

Anlass des Gesetzes ist die Gründung der "Orthodoxen Kirche der Ukraine" vergangene Woche in Kiew. Sie entsteht aus zwei vom Moskauer Patriarchat abgespaltenen Kirchen. Die Ukraine will sich dadurch auf religiösem Gebiet noch stärker von Russland abgrenzen.

Der neugewählte Metropolit Epiphanius feierte am 16. Dezember 2018 zum ersten Mal als Oberhaupt der ukrainischen orthodoxen Kirche eine Messe im Kiewer Michaelsdom.
Bild: ©Sergii Kharchenko/picture alliance/NurPhoto

Der neugewählte Metropolit Epiphanius feierte am 16. Dezember 2018 zum ersten Mal als Oberhaupt der ukrainischen orthodoxen Kirche eine Messe im Kiewer Michaelsdom.

Die russisch-orthodoxe Kirche und die Regierung in Moskau protestierten dagegen und werfen Kiew eine Verfolgung der in der Ukraine fortbestehenden moskautreuen Kirche vor. Die Regierung in Kiew entzog ihr bereits das Nutzungsrecht für ein bedeutendes Kloster in der Westukraine.

Streit zwischen Moskau und Konstantinopel

Seit dem Ende der Sowjetunion 1991 gab es in der Ukraine drei große orthodoxe Kirchen: eine des Moskauer Patriarchats und zwei, die sich von diesem abgespalten hatten. Künftig bestehen in der ehemaligen Sowjetrepublik die Kirche des Moskauer Patriarchats und die "Orthodoxe Kirche der Ukraine".

Letztere will der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., am 6. Januar offiziell als selbstständige (autokephale) Kirche anerkennen. Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. rief unterdessen die Oberhäupter der anderen zwölf autokephalen Kirchen zur Ablehnung der neuen ukrainischen Kirche auf. (KNA)