Nach Krebsdiagnose: Kardinal Schönborn verspürt keine Angst
Nach dem Öffentlichmachen seiner Prostatakrebserkrankung blickt Kardinal Christoph Schönborn gelassen auf die bevorstehende Behandlung. "Ich muss ehrlich sagen, dass ich keine Angst empfinde", sagte der Wiener Erzbischof in einem Interview der österreichischen "Kronen Zeitung" (Sonntag). "Ich freue mich, wenn ich geheilt werde, und ich freue mich, wenn ich früher oder später zum lieben Gott, in das ewige Leben gehen kann." Es sei daher eine "Win-Win-Situation".
Die Erkrankung sei bei einer Vorsorgeuntersuchung und "offensichtlich in einem Frühstadium" festgestellt worden, so Schönborn weiter. Die Heilungschancen bei Prostatakrebs seien gut, er selbst spüre eine "große innere Ruhe". "Für mich ist es insofern nicht so dramatisch, weil ich 74 bin. Für eine junge Mutter ist eine Krebsdiagnose viel dramatischer", betonte der Kardinal. Seine eigene Erkrankung sei auch "bei weitem nicht so dramatisch" wie bei jemandem, der etwa einen Gehirntumor oder ein rasant wachsendes Karzinom habe. Dennoch erinnere sie ihn daran, dass das Leben ein "Geschenk" sei, für das man täglich dankbar sein dürfe.
"Es ist gut, ganz unkompliziert darüber zu reden"
Ob er im Umgang mit der Krankheit für andere Menschen Vorbild sein könne, wisse der Wiener Kardinal nicht. "Aber ich glaube, es ist gut, ganz unkompliziert darüber zu reden, weil es ein Teil des Lebens ist." Er müsse sich "erst daran gewöhnen, dass da etwas in mir ist, das meinem Leben gegenüber nicht freundlich gesinnt ist, das aber dennoch zu mir gehört", ergänzte Schönborn. Er sei sehr dankbar er, dass viele Gläubige angekündigt hätten, für ihn zu beten. Das erinnere ihn daran, selbst für die vielen Kranken zu beten, "die Tag für Tag Schwereres zu tragen haben" als er.
Kardinal Schönborn hatte am vergangenen Freitag – am Ende der Abschlusspressekonferenz der Frühjahrstagung der österreichischen Bischofskonferenz – bekanntgegeben, dass er an Prostatakrebs erkrankt sei und sich im Mai einer Operation unterziehen müsse. Er werde sich für die Dauer der Genesung aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Mit dem "Hinweis in persönlicher Sache" habe er möglichen Gerüchten vorbeugen wollen, so der Erzbischof. (mal)