Würzburger Bischof kritisiert kirchliche Außendarstellung

Nach Missbrauchsskandal: Jung sieht Selbstzerfleischung der Kirche

Veröffentlicht am 16.04.2019 um 13:45 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN

Würzburg ‐ Mit deutlichen Worten hat der Würzburger Bischof Franz Jung die Außendarstellung der katholischen Kirche nach dem Missbrauchsskandal kritisiert. Dabei ging er auch auf Aussagen seiner Amtsbrüder ein.

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Der Würzburger Bischof Franz Jung hat im Zusammenhang mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals die Außendarstellung der katholischen Kirche kritisiert. "Was geben wir öffentlich für ein Schauspiel ab in der Selbstzerfleischung bezüglich der Situationsanalyse", fragte Jung am Montag bei einem Besinnungstag vor rund 230 Priestern und Diakonen in Würzburg. Diese reiche im Extrem von der Feststellung, Kirche sei eine "Täterorganisation" bis hin zu der vernichtenden Diagnose, der Missbrauch reiche in die "DNA der Kirche".

Laut Jung haben diese Aussagen, die aus Betroffenheit heraus gesprochen seien, zwar eine gewisse Berechtigung. Aber sie neigten zugleich "wie immer in krisenhaften Situationen zum Tunnelblick" und blendeten die Wirklichkeit in ihrer Fülle aus. "Mir geht es nicht darum, das Problem des Missbrauchs klein zu reden oder in irgendeiner Weise zu beschönigen. Die aufgeheizte Stimmung und die momentane Hysterie jedoch sind kein guter Berater und führen erfahrungsgemäß auch nicht zu guten Lösungen", so der Bischof.

Jung sieht bei Aufarbeitung weiter dringenden Handlungsbedarf

Limburgs Bischof Georg Bätzing hatte im November vergangenen Jahres gesagt, dass die katholische Kirche es sich gefallen lassen müsse, als "Täterorganisation" bezeichnet zu werden. Sie habe Täter geschützt und falsch gehandelt, so Bätzing damals. Der Hildesheimer Oberhirte Heiner Wilmer hatte kurz danach in einem vielbeachteten Interview behauptet, der Missbrauch von Macht stecke in der DNA der Kirche. Diese Aussage hatte dem jungen Hildesheimer Bischof viel Kritik eingebracht. In einem weiteren Interview an diesem Dienstag verteidigte Wilmer sie jedoch.

Mit Blick auf die weitere Aufarbeitung des Missbrauchs in der Kirche sieht aber auch Jung dringenden Handlungsbedarf. "Und wir sind mit Hochdruck dabei, uns aktuell einen Überblick über die Vorfälle von 1946 bis heute zu verschaffen und mit den Strafverfolgungsbehörden eng zu kooperieren", sagte der Bischof. Gerade des Versagen derjenigen, die eine Leitungsfunktion innerhalb der Kirche innehaben, wiege schwer und zerstöre Vertrauen, das nur mühsam zurückgewonnen werden könne. Wenn es darüber hinaus systemische Ursachen wie Selbstgenügsamkeit, Machtgefälle oder trügerische Selbstsicherheit gebe, müsse hier mit aller Entschiedenheit angesetzt werden, um missbräuchliches Handeln zu unterbinden. (stz)