Nach Parlamentswahl in Indien: Christen und Muslime im "Alarmzustand"
Der Sieg der hindu-nationalistischen Regierungspartei BJP bei den Parlamentswahlen in Indien hat bei den religiösen Minderheiten Angst und Sorge ausgelöst. So fürchten Christen und Muslime in Zukunft weiterhin Diskriminierung ausgesetzt zu sein, wie das Hilfswerk "Kirche in Not" am Montag mitteilte. Durch den Wahlerfolg seien viele betroffene Menschen in einen "Alarmzustand" versetzt worden, zitiert das Hilfswerk einen kirchlichen Gesprächspartner, der aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden möchte.
Der Grund für die Gewalt gegen Christen sei das soziale Engagement der Kirche, so der Informant. Die Kirche unterstütze besonders die unteren Schichten der Bevölkerung, was nicht überall auf positive Resonanz treffe: "Der hinduistische Nationalismus will keine Veränderung in der sozialen Struktur", erklärte jener weiter.
Steigende Zahl der Übergriffe
In Indien leben etwa 30 Millionen Christen, was 2,3 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Der Prozentsatz der Muslime liegt bei 17,2 Prozent. Seit Jahren steigen die Zahlen der Übergriffe auf religiöse Minderheiten. Laut des Berichtes "Religionsfreiheit weltweit" von "Kirche in Not" waren in den Jahren 2016 und 2017 mindestens 197 Tote und über 4.000 Verletzte als Opfer zu vermelden. "Die vergangenen fünf Jahre waren bereits voller Angst, und wir fragen uns, wie die Zukunft aussehen wird", so der Kirchenvertreter weiter. Auch in Bezug auf die Wirtschaft stelle der Sieg der BJP ein Problem dar, da der wirtschaftliche Aufschwung nicht alle Schichten erreiche; nur die Reichen seien diejenigen, die Vorteile davon erlangen – die ärmeren Menschen würden vernachlässigt.
Die Partei BJP mit Ministerpräsident Narendra Modi an der Spitze ist seit 2014 an der Macht. Sie hatte bei den Wahlen vor rund zwei Wochen die absolute Mehrheit erreicht. Modi bleibt dadurch für weitere fünf Jahre im Amt. Allerdings wurden seitens Medien und Wahlbeobachter Verdachtsvorwürfe laut: Elektronische Wahlsysteme seien manipuliert und Stimmen seien gekauft worden.
Bereits vergangene Woche hatte sich der Sekretär des Büros für Dalits der Indischen Bischofskonferenz, Devasagayaraj Zackarias, zu Wort gemeldet. Er rief Ministerpräsidenten Modi auf, "die Rechte der christlichen Dalits anzuerkennen, beginnend mit dem Recht auf Religionsfreiheit". Weiterhin müsse Modi auf die Hindutva-Agenda, den hinduistischen Nationalismus, verzichten, erklärte der Sekretär laut einem Bericht des vatikanischen Pressedienstes Fides. Die Agenda polarisiere die Nation auf religiöser Basis, so Zackarias. (alw)