Nahrung für unser Leben
Wenn ein Beruf, eine Profession als "brotlose Kunst" gilt, wissen wir, was damit gemeint ist. Eine Tätigkeit, die dem, der sie ausübt, nicht wirklich für das Leben und zum Leben hilft. Doch Jesus wollte nicht, dass unser Glaube an ihn brotlose Kunst bleibt. Der Glaube an Christus, das Brot des Lebens, will Nahrung für unser Leben sein. Am heutigen Hochfest des Leibes und Blutes Christi denken wir an dieses Herzstück des Glaubens, das wir in jeder Eucharistie feiern: in der Vergegenwärtigung des gekreuzigten und auferstandenen Herrn im Sakrament des Altars.
Hochangesehene Menschen - etwa einflussreiche Politiker, beliebte Schauspieler oder Musiker - ziehen automatisch viel Aufmerksamkeit auf sich. Gibt sich ein solcher Mensch bei seinen Auftritten in der Öffentlichkeit bescheiden und unscheinbar, dann beeindruckt uns das.
Das Fronleichnamsfest ruft uns in Erinnerung, dass Gott den Weg gewählt hat, dem Menschen klein und unscheinbar zu begegnen. In der Eucharistie ist Christus, der Herr, der Sohn Gottes unscheinbar zugegen: In der Hostie, die bei der heiligen Wandlung der Messe konsekriert wurde, die zwar noch wie Brot erscheint, aber wahrhaft Leib Christi ist. Auch wenn es der menschliche Verstand nicht begreift!
Die Eucharistie, die unser Kostbarstes ist, dürfen wir nicht verharmlosen. Sie ist kein nettes Mahl, das wir als Gottesdienstgemeinde mit einem kleinen Stück gesegneten Brotes miteinander feiern. Deshalb kann die Kommunionausteilung nicht zur kleinen Geschenkgeste für die Gottesdienstteilnehmer werden, zum Dankeschön für das gemeinsame Singen, Beten und Zusammensein in der Kirche. Deswegen kann auch die Eucharistiefeier am Herrentag, am Sonntag, nicht einfach durch eine andere Gebetsfeier ersetzt werden.
Wann immer wir die Eucharistie feiern, wenn die Gaben von Brot und Wein durch das Eucharistiegebet des Priesters in Leib und Blut Christi gewandelt werden, kommt der Herr je neu unter uns an. Die Eucharistie ist der dauerhafte Besuchsdienst Gottes unter uns Menschen.
Christus an den Orten unseres alltäglichen Lebens
Ein Besuch mit Folgen: Der Herr, der uns in der Eucharistie besucht, will nicht einfach mit 50 Minuten pro Woche in der Kirche abgespeist werden. Weil er uns liebt, verlangt es ihn danach, unser Leben zu berühren und zu teilen. "Ite missa est" heißt der Schlussruf der Messe. "Gehet hin in Frieden", übertragen wir ihn in unsere Muttersprache. Der geistliche Sinn des Schlussrufes will sagen: die Feier der Liturgie ist beendet. Die Vereinigung mit dem Herrn hat nun in euer Leben überzugehen.
Am Fronleichnamstag stellen wir dies in der Form einer festlichen Prozession dar, indem wir mit dem eucharistischen Herrn durch die Straßen unserer Städte ziehen und so Christus leibhaftig an die Orte unseres alltäglichen Lebens tragen. Unser Zug durch die Straßen mag einen unbedarften Beobachter durchaus zu Recht an eine Demonstration erinnern. Denn tatsächlich tun wir, was das lateinische Verb demonstrare meint und worauf uns auch das Wort Monstranz verweist: wir zeigen öffentlich, was uns wichtig ist. Jesus Christus, der mitten unter uns ist. Die Fronleichnamsprozession ist somit zugleich auch ein öffentliches Bekenntnis zu Jesus, dem Sohn des lebendigen Gottes.
Was wir am Fronleichnamstag in Form einer festlichen Prozession vollziehen, tun wir Sonntag für Sonntag und nach jeder Mitfeier der Messe auf schlichte und selbstverständliche Weise. Jede Messe macht uns zu einer kleinen Monstranz. Wir tragen den Herrn in unserem Herzen aus der Kirche in unseren Alltag hinein, in unser Leben, in unsere Stadt, in unsere Häuser, in unsere Beziehungsfelder, in die Konflikte, Sorgen und Freuden unseres Lebens, in unsere Arbeit. Ja, wir muten ihm selbst unsere Schwächen und unser Versagen zu.
Doch was geschieht, wenn wir kein rechtes Interesse an seinem Besuch haben, wenn wir den Wert der Messe nicht schätzen und der Bequemlichkeit Raum geben? Dann fallen die Fronleichnamsprozessionen des Alltags und besonders des Sonntags aus. Dann werden unsere Straßen und Häuser, unsere Arbeitsplätze und Beziehungen gottesleer. Dann fehlt es uns an Berührungen mit dem Herrn.
Das Hochfest Fronleichnam mit seiner festlichen Prozession erinnert uns daran, dass Christus uns in jeder Eucharistiefeier nahe sein will, dass er in unser Leben eintreten möchte, so dass wir selbst eine Monstranz für den lebendigen Gott werden können. Damit unser Glaube nicht zur brotlosen Kunst wird.