Bischof will gleichzeitig weg von "Priesterzentriertheit"

Neymeyr: Offen für verheiratete Priester im Bistum Erfurt

Veröffentlicht am 24.12.2018 um 14:20 Uhr – Lesedauer: 

Erfurt ‐ In anderen Ländern sei der Priestermangel wesentlich größer als in Deutschland, sagt Bischof Ulrich Neymeyr. Dennoch könne er sich vorstellen, in seiner Diözese Ausnahmen vom Zölibat zu machen.

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Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr zeigt sich in bestimmten Fällen offen für eine Weihe verheirateter Männer zu Priestern. "Zulassungen im Einzelfall kann ich mir auch für das Bistum Erfurt vorstellen", sagte er in einem Interview der "Thüringischen Landeszeitung" (Montag). Neymeyr verwies darauf, dass in der katholischen Kirche schon lange über die Verpflichtung der Priester zur Ehelosigkeit diskutiert werde.

In anderen Ländern sei der Priestermangel jedoch wesentlich größer als in Deutschland, betonte der Bischof. So sähen katholische Gemeinden am Amazonas einen Priester oft nur einmal im Jahr. Im Herbst 2019 finde in Rom eine Synode zu der Region statt, bei der die Weihe verheirateter Männer ein Thema werden könnte.

Deutsche Bischöfe diskutieren über den Zölibat

Neymeyr erklärte zugleich, die katholische Kirche entwickle sich von einer Zentriertheit auf die Priester zu einer stärkeren Mitverantwortung der Laienchristen. So laufe bereits der erste Kurs zur Vorbereitung von Laien, die im Bistum Erfurt den Dienst der kirchlichen Bestattung übernehmen würden. "Vor fünf Jahren hätte das hier noch niemand für möglich gehalten", so der Bischof. Katholische Laien, die Schwerkranke und Sterbende begleiten, würden oft von ihnen oder ihren Angehörigen gebeten, im Todesfall auch die Bestattung zu übernehmen, weil sich eine intensive Beziehung entwickelt habe. "Solchen Erfahrungen aus den Gemeinden wollen wir mehr Gestaltungsraum bieten", erklärte Neymeyr.

Zuletzt hatten sich mehrere deutsche Bischöfe dafür ausgesprochen, über Alternativen zum Pflichtzölibat nachzudenken. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte mit Blick auf den Missbrauchsskandal, dass "Worte der Betroffenheit" nicht ausreichten. Man müsse über "Machtmissbrauch und Klerikalismus, Sexualität und Sexualmoral, Zölibat und Ausbildung der Priester" reden. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sagte, der Zölibat solle grundsätzlich beibehalten werden. Er könne sich aber eine Entbindung durch Dispens bei bewährten Männern vorstellen. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf zeigte sich davon überzeugt, dass es mit Blick auf das Priesteramt "in Zukunft andere Zugangsformen geben wird, wenn auch vielleicht nicht flächendeckend".

Nach der Vorstellung der Studie zum sexuellen Missbrauch auf der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz beschlossen die Bischöfe zudem, dass Fachleute verschiedener Disziplinen über die zölibatäre Lebensform der Priester und Aspekte der katholischen Sexualmoral nachdenken sollten. (bod/KNA)