Nuntius würdigt historische Bedeutung des Erzbistums Magdeburg
Die Errichtung des Erzbistums Magdeburg vor 1.050 Jahren haben am Samstag Spitzenvertreter aus Staat und Kirchen gefeiert. Im evangelischen Dom von Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt übermittelte der Botschafter des Papstes in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, Glückwünsche von Papst Franziskus. Der Apostolische Nuntius erklärte, die Gründung des Erzbistums im Jahr 968 sei in vielfacher Hinsicht ein "kräftiger Impuls" gewesen, auch wenn dessen Geschichte spätestens 1680 geendet habe und erst 1994 mit der Errichtung des Bistums Magdeburg fortgeführt worden sei.
Eterovic verwies auf den 1307 geweihten Magdeburger Dom, die erste in Deutschland vollendete gotische Kathedrale. Sie habe den Anspruch der Magdeburger Erzbischöfe zum Ausdruck gebracht, den ersten Platz unter den deutschen Bischöfen einzunehmen. Der Dom stehe auch für die Bildung und Kultur, die von Magdeburg aus auch in der Zeit der Reformation in den Osten Europas verbreitet worden sei. "Dieser Dom, der die Bischofskirche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ist, darf auch als ökumenisches Zeichen des neuen Verständnisses und Miteinanders der christlichen Kirchen und Gemeinschaften gelten", betonte der Nuntius.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hob hervor, dass die Gründer des Erzbistums den aus Afrika stammenden heiligen Mauritius zum Schutzpatron wählten. Daran habe niemand Anstoß genommen, weil der gemeinsame Glaube das möglicherweise Trennende überwunden habe, sagte Haseloff in Anspielung auf gegenwärtige Fremdenfeindlichkeit.
Mahnungen zu einem glaubwürdigen Christentum
Im ökumenischen Gottesdienst zum Festakt mahnte der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige die Christen, glaubwürdig zu sein. Dies zeige sich daran, "ob wir denen die Suppe versalzen, die die Menschenwürde mit Füßen treten wollen, oder ob wird an unseren leuchtenden Häusern die Rolläden und die Türen schließen, wenn Menschen vor Hunger und Armut flüchten und wenn Verfolgte und Fremde eine neue Heimat bei uns suchen". In Vertretung von Bischöfin Ilse Junkermann betonte Propst Christoph Hackbeil unter Hinweis auf den heiligen Mauritius, dass auch in Sachsen-Anhalt aus Ägypten stammende Christen leben und "die Ökumene bereichern". Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) nannte die offene Begegnung mit Menschen anderer Kulturen "wichtiger und drängender denn je".
Vaira Vike-Freiberga, von 1999 bis 2007 Präsidentin Lettlands, betonte in ihrer Festansprache, dass das Christentum seit dem Zusammenbruch des Kommunismus als atheistisch-totalitäres System alle Möglichkeiten habe, sich zu den Menschen mit der Erlösungsbotschaft hinzuwenden. Ein Christentum, das die Liebe zu Gott an erste Stelle setze, vermochte mehr als die weltliche Macht und Autorität der Kirche, "eine unersetzbare Triebkraft zu sein im intellektuellen und geistigen Wachstum der europäischen Werte" zu sein, so Vike-Freiberga. (luk/KNA)