Essener Bischof fordert "Entpathologisierung" der Homosexualität

Overbeck gegen Ausschluss von Schwulen vom Priesteramt

Veröffentlicht am 28.01.2019 um 13:05 Uhr – Lesedauer: 

Essen/Berlin ‐ Missbrauch und Homosexualität in Verbindung zu bringen, hält der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck nicht für zielführend: Daher sieht er auch keinen Grund, warum es keine schwulen Priester geben soll. Doch der Bischof fordert noch mehr.

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Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck spricht sich für eine Neubewertung der Homosexualität durch die Kirche und ihre Moraltheologie aus. In einem Gastbeitrag in der Herder-Korrespondenz befürchtet er eine "intellektuelle Marginalisierung der katholischen Morallehre", wenn die Kirche "das Gespräch mit den Erfahrungen der Menschen und den sie reflektierenden Humanwissenschaften" vermeiden würde.

Mit Blick auf die von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebenen Missbrauchsstudie betont Overbeck, dass "weder die hetero- noch die homosexuelle Orientierung als solche" als Ursache für sexuellen Missbrauch betrachtet werden könne, außerdem bestehe kein "innerer Zusammenhang" zwischen Pädophilie und Homosexualität. Daher ist es für den Bischof auch abwegig, homosexuelle Männer von der Priesterweihe auszuschließen: "Würde damit nicht genau jene Haltung fortgesetzt und sogar verstärkt, so frage ich mich, die zu problematischen innerkirchlichen Verdrängungen geführt hat?"

Bischof fordert "Entpathologisierung" von Homosexualität

Overbeck betont, dass jeder Mensch "äußerst respekt- und liebevolle zwischenmenschliche Beziehungen" eingehen könne. Menschen davon auszuschließen, sei Ausdruck eines Vorurteils, "das für Betroffene schwer zu ertragen ist und letztlich zu ihrer Diskriminierung oder gar Kriminalisierung beiträgt". Eine "Entpathologisierung" von Homosexualität bedeute für die Betroffenen eine "überfällige Befreiung" aus "teilweise immensen Leidensgeschichten in Vergangenheit und Gegenwart".

In seinem Gastbeitrag spricht sich der Bischof dafür aus, auch exegetische und moraltheologische Erkenntnisse der vergangenen Jahrzehnte so aufzunehmen, "dass ein Lern- und Erkenntnisfortschritt nicht von vornherein ausgeschlossen ist". (fxn)