Papst Franziskus führt Twitter-Diplomatie an
Papst Franziskus ist das erfolgreichste Staatsoberhaupt der Welt – jedenfalls, wenn es nach seinen Twitter-Followern geht. Dies ergab die von der internationalen PR-Beratugsagentur Burson-Marsteller angestellte "Twiplomacy"-Studie, die jährlich die Präsenz von Regierungen und Spitzenpolitikern in den sozialen Netzen untersucht. Die Studie wurde am Mittwoch in Genf vorgestellt.
Vatican first, America second – noch
Über 33 Millionen Menschen haben laut der Studie einen der Twitter-Accounts von Papst Franziskus abonniert. Die Tweets des Papstes erscheinen in insgesamt neun Sprachen, darunter Latein, Deutsch und Arabisch. Knapp hinter dem Pontifex auf dem zweiten Platz liegt US-Präsident Donald Trump mit über 30 Millionen Followern. Im Vorjahr lag dessen Amtsvorgänger Barack Obama noch vor dem Papst. Obama taucht trotz seiner 89 Millionen Follower als ehemaliges Staatsoberhaupt nicht mehr in der Untersuchung auf. Nach Angaben der Studie verdreifachte sich die Follower-Anzahl Trumps während des Wahlkampfs und wächst weiterhin stark an. Den dritten Platz belegt der indische Premierminister Narendra Modi mit knapp über 30 Millionen Followern.
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Die Forscher werteten neben der Abonnentenzahl auch aus, wie viele Reaktionen – wie Gefällt-mir-Klicks und Retweets (Weiterverbreitung) – die Politiker im vergangenen Jahr erzielten. In absoluten Zahlen führt der amerikanische Präsident, der auch nach seiner Wahl im Schnitt sechs Tweets pro Tag veröffentlicht, die Liste mit 167 Millionen Interaktionen an. Papst Franziskus liegt mit 12,5 Millionen Interaktionen auf Platz vier hinter dem indischen Ministerpräsidenten und dem türkischen Präsidenten. Relativ zur Anzahl der Nachrichten ist der Papst, der selten mehr als eine Nachricht pro Tag auf Twitter veröffentlicht, allerdings gleichauf mit Trump.
Nur indirekt Streit mit Trump
Ein Schwerpunkt der Studie ist die Analyse des Twitter-Verhaltens des US-Präsidenten und wie internationale Akteure darauf reagieren. Trump bedient seinen Account persönlich und nutzt ihn regelmäßig für politische Botschaften und persönliche Angriffe auf politische Gegner. "Die diplomatische Gemeinschaft ist angesichts der Präsidenten-Tweets perplex und reagiert nicht direkt auf ihn. Sie will ihm nicht widersprechen und so einem direkten Twitter-Streit mit dem mächtigsten Mann der Welt aus dem Weg gehen", heißt es in der Studie. Zwei Tweets von Papst Franziskus werden als Beispiele für eine indirekte Reaktion auf die Flüchtlings- und Einwanderungspolitik Trumps interpretiert: "Ich lade euch ein, nicht Mauern zu bauen, sondern Brücken", heißt es in einem davon.
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Donald Trump und Papst Franziskus verbindet auf Twitter etwas: Sie sind jeweils der zweite Amtsinhaber, der das soziale Netz nutzt. Papst Benedikt XVI. schickte im Dezember 2012 den ersten Tweet über den Account @pontifex.
Die PR-Agentur Burston-Marseller untersucht seit 2012 das Social-Media-Verhalten von Spitzenpolitikern, Regierungen und Diplomaten in den sozialen Medien. In die aktuelle Studie, die sich auf Daten aus dem Mai 2017 bezieht, sind 856 Twitter-Accounts von Staats- und Regierungschefs, Außenministern und deren Institutionen wie Regierungen und Botschaften eingeflossen. (fxn)