Regierung in Österreich plant künftig einen "halben" Feiertag

Schönborn: Neuregelung für Karfreitag noch nicht ausgereift

Veröffentlicht am 25.02.2019 um 11:31 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs muss Österreich die Feiertagsregelung am Karfreitag verändern. Die bisherige Regelung hatte das Gericht als diskriminierend bezeichnet. Der nun vorgelegte Vorschlag stößt bei den Kirchen aber auf Kritik.

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Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat die geplante Neuregelung für den Karfreitag in Österreich kritisiert. Der Vorschlag der österreichischen Regierung, den Feiertag künftig für alle österreichischen Bürger ab 14 Uhr zum Feiertag zu machen, sei "noch nicht ausgereift", sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Sonntagabend im Interview des ORF. Es sei "keine Schande für die Regierung", erneut in Diskussionen mit den Sozialpartnern und den Religionsgemeinschaften einzutreten, "dass wir vielleicht doch eine bessere Lösung finden".

"Ein Freitagnachmittag, ist nicht wirklich ein halber Feiertag, denn Freitagnachmittag arbeiten die meisten Menschen nicht mehr", so der Kardinal weiter. Es sei gut, wenn die Diskussion um eine Feiertagsregelung für den Karfreitag weitergehe und man "ernsthaft überlegt, wie man den evangelischen Christen in unserem Land ihren Karfreitag, der für sie ein heiliger Feiertag ist, wirklich erhält".

Neuregelung geht auf ein EuGH-Urteil zurück

Die zuletzt erzielte Einigung von ÖVP und FPÖ sieht vor, dass der Karfreitag künftig für alle Arbeitnehmer in Österreich ab 14 Uhr frei ist. Dies soll schon ab dem diesjährigen Karfreitag am 19. April gelten. Für evangelische und altkatholische Arbeitnehmer, die bisher den ganzen Tag frei hatten, bedeutet das eine Verschlechterung. An diesem Mittwoch soll im Nationalrat ein entsprechendes Gesetz beschlossen werden. Die geplante Neuregelung geht auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zurück. Das bisherige Modell, nach dem der Karfreitag in Österreich seit den 1950er Jahren nur für Angehörige der altkatholischen und der evangelischen Kirchen ein gesetzlicher Feiertag war, befand das Gericht im Januar für diskriminierend.

Der österreichische reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld hatte die Einigung der Regierungsparteien bereits in der vergangenen Woche als "sehr unerfreulich" bezeichnet. Er könne nur hoffen, dass es sich um ein Provisorium handele. Heinz Lederleitner, Bischof der Altkatholischen Kirche in Österreich, sah in der Halbtageslösung ebenfalls "eine halbe Sache", keinesfalls aber eine befriedigende Lösung. (stz/KNA)