"Versuchslabor" für mehr Mitsprache geplant

Schweiz: Frauen wollen durch Finanzen Druck auf Kirche ausüben

Veröffentlicht am 04.07.2019 um 11:45 Uhr – Lesedauer: 

Aargau ‐ Die Schweizer Katholikinnen wollen einen großen Schritt nach vorne gehen: Mit mehr Möglichkeiten für Frauen und Männer, die nicht geweiht sind. Denn diese seien näher an den Menschen als von weit her stammende Priester.

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Der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) will sich für ein "Versuchslabor" für mehr Mitsprache in der Kirche einsetzen. In einem Interview mit dem Magazin "Horizonte" sagte die stellvertretende Vorsitzende Vroni Peterhans am Mittwoch, nach dem Frauenstreik in der Schweiz Mitte Juni müsse man "dranbleiben und weitermachen – das sind wir unserer Basis schuldig". Dazu gehöre, Gespräche mit der Bischofskonferenz zu führen, aber durch die Landeskirchen auch finanziellen Druck auszuüben. Die sogenannten Landeskirchen sind demokratisch verfasste Laienvertretungen, die im Rahmen eines dualen Systems der katholischen Kirche in der Schweiz die Kirchensteuermittel erhalten und verteilen.

Im Bistum Basel wolle man die Idee eines Versuchslabors vorantreiben. Teil davon könne sein, Frauen zu Diakoninnen zu weihen. Möglich wären jedoch auch neue Ämter, um sich an der Seelsorge zu beteiligen. "Die alten Strukturen entsprechen nicht mehr der heutigen Zeit", so Peterhans. Es gäbe in den Kirchengemeinden "fähige, charismatische Frauen und Männer", die sich bisher nicht im gewünschten Maße einbringen könnten, "weil sie die restriktiven Vorschriften der katholischen Kirche nicht erfüllen". Peterhans ergänzte: "Dabei wären diese Frauen den Menschen im Ort näher als ein Priester, der aus Indien oder Afrika kommt."

Streikende Frauen in der Schweiz.
Bild: ©Sarah Paciarelli

Teilnehmerinnen des Frauenstreiks in der Schweiz.

Peterhans sagte, die Schweizer Frauen wollten sich mit anderen europäischen Aktionen, wie etwa der Initiative "Maria 2.0" aus Deutschland, austauschen und "schauen, wie wir Kräfte bündeln können". Sollte es jedoch kein Entgegenkommen der Amtskirche geben, schließt sie auch die Gründung einer eigenen katholischen Gemeinschaft nicht aus.

Mitte Juni hatten in der Schweiz Gewerkschaften, Parteien und Verbände einen nationalen Frauenstreik ausgerufen, um für Gleichberechtigung, Lohngleichheit und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu demonstrieren. Der SKF, mit 600 Vereinen und 130.000 Mitgliedern größter Frauenverband in der Schweiz, teilte diese Anliegen und beteiligte sich an den Kundgebungen. Gleichzeitig demonstrierten die Schweizer Katholikinnen für mehr Beteiligung von Frauen in der Kirche. (cph)