Seelsorger und Sozialethiker
Trotz seiner wissenschaftlichen Arbeit - er legte nicht weniger als vier Promotionen hin - und trotz hoher kirchlicher Ämter war der Kardinal stets ein volksnaher Seelsorger geblieben. Das lag wohl auch an seiner Herkunft. Der Geistliche, der am Heiligen Abend 1906 in Horhausen im Westerwald geboren wurde, wuchs unter acht Geschwistern in einer Bauernfamilie auf. Schon früh zeigte er seine besonderen Talente und absolvierte die Gymnasien in Montabaur und Trier. In der Mosel-Stadt nahm Höffner dann auch das Studium der Philosophie und Theologie auf, das er von 1926 bis 1934 in Rom fortsetzte. Dort empfing er am 30. Oktober 1932 die Priesterweihe.
Neben der Theologie galt Höffners Interesse sozialen Themen. An der Universität Freiburg absolvierte er ein Studium als Diplomvolkswirt. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit sammelte er als Kaplan und Pastor in Saarbrücken und Kail an der Mosel praktische Seelsorgeerfahrungen. Von 1943 bis zum Kriegsende war Höffner Stadtpfarrer in Trier, wo er auch seine Uni-Laufbahn in den Fächern Pastoraltheologie und Christliche Soziallehre begann. Ab 1951 lehrte er als ordentlicher Professor für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster. Mit drei anderen Wissenschaftlern legte er 1955 für Kanzler Konrad Adenauer ein Memorandum über die Neuordnung der sozialen Leistungen vor und gilt als einer der "Väter der dynamischen Rente".
Gefragter Gesprächspartner
1962 wurde Höffner zum Bischof von Münster berufen. In diesem Amt nahm er am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. Sieben Jahre später, am 23. Februar 1969, wechselte er an die Spitze des Erzbistums Köln und wurde wenige Monate später zum Kardinal ernannt. Eine noch größere Verantwortung kam auf ihn zu, als ihn die Deutsche Bischofskonferenz 1976 in Fulda zu ihrem Vorsitzenden wählte. Gerade auch in diesem Amt setzte er sich beharrlich für das Lebensrecht des ungeborenen Kindes und gegen die Liberalisierung der Abtreibung ein. Zudem mahnte er immer wieder den Erhalt der sozialen Marktwirtschaft an. Dabei lag ihm eine aktive Familienpolitik besonders am Herzen. Nicht nur für Spitzenpolitiker, auch für führende Gewerkschafter und Arbeitgebervertreter war Höffner stets ein gefragter Gesprächspartner.
Als Kardinal war Höffner in zahlreiche Vatikan-Gremien eingebunden. So gehörte er der Ordenskongregation an. Zugleich war er Mitglied des wichtigen Kardinalrates für die organisatorischen und wirtschaftlichen Fragen des Heiligen Stuhls. Bei allem weltkirchlichen Engagement erinnerte er sich gerne an seine Priesterzeit in Kail und Trier. Denn die unmittelbare pastorale Begegnung mit den Gläubigen vor Ort vermisste er gelegentlich. In den letzten Monaten seiner schweren Krankheit erhielt der vom Tode gezeichnete Erzbischof Tag für Tag Berge von Genesungswünschen aus aller Welt - Zeichen vielfacher Verbundenheit.
Von Karl Peters