Deutsche Bischofskonferenz veröffentlicht Jahresstatistik 2018

Zahl der Kirchenaustritte dramatisch angestiegen

Veröffentlicht am 19.07.2019 um 12:05 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Zahlen ihrer jährlichen Statistik veröffentlicht. Die alarmierende Nachricht: 2018 verließen mehr als 200.000 Gläubige die Kirche. Es war das Jahr mit den zweitmeisten Kirchenaustritten seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

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Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche in Deutschland ist dramatisch angestiegen. Im Jahr 2018 haben 216.078 Gläubige vor den staatlichen Behörden ihren Austritt erklärt, teilte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Freitag in Bonn mit. Gegenüber zum Vorjahr (2017: 167.504) stiegen die Kirchenaustritte um nahezu 29 Prozent an. Die Zahl der Katholiken in Deutschland lag im vergangenen Jahr bei 23.002.128 (2017: 23.311.321). Knapp 28 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung sind damit Mitglieder der katholischen Kirche (2017: 28 Prozent).

Zweithöchste Kirchenaustrittszahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs

Die aktuellen Kirchenaustrittszahlen sind zudem die zweithöchsten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Nur 2014 traten mehr Menschen aus der Kirche aus (217.716). "Die aktuelle Statistik ist besorgniserregend", sagte DBK-Sekretär Pater Hans Langendörfer. "An den Zahlen ist nichts zu beschönigen, sie bestätigen einen Trend, der schon in den vergangenen Jahren prägend für die Kirche war", so Langendörfer weiter. Man wolle aufgrund der für die Kirche negativen Entwicklung "umso selbstkritischer und konstruktiver mit den aktuellen Zahlen umgehen".

Der DBK-Sekretär verwies zudem auf die im Mai veröffentlichte Studie zur Entwicklung der Kirchenmitgliederzahlen. Die Prognose, dass sich die Zahl der Katholiken in Deutschland bis 2060 halbieren werde, scheine sich zu bestätigen. Man verstehe, dass "durch Entfremdungsprozesse oder einen großen Vertrauensverlust Misstrauen entstanden ist und Glaubwürdigkeit verspielt wurde". Initiativen wie "Maria 2.0" zeigten, "dass die Menschen sich Veränderungen in der Kirche wünschen". Diese Kritik werde der im Frühjahr 2020 beginnende "synodale Weg" aufgreifen, versprach der DBK-Sekretär.

Bild: ©KNA

Pater Hans Langendörfer SJ ist seit 1996 Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn.

Die restlichen Zahlen zum kirchlichen Leben in Deutschland hingegen blieben relativ stabil. Bei den Trauungen (42.789, 2017: 42.523) wurde ein geringer Anstieg zum Vorjahr verzeichnet. Ein leichter statistischer Rückgang wurde jedoch bei Taufen (167.787, 2017: 169.751), Erstkommunionen (171.336, 2017: 178.045), Firmungen (132.941, 2017: 138.069) und Bestattungen (243.705, 2017: 243.824) festgestellt. Im Jahr 2018 kehrten 6.303 Gläubige in die katholische Kirche zurück, im Vorjahr waren es noch 6.685 gewesen. Auch die Eintritte gingen leicht zurück (2.442), insgesamt um etwa acht Prozent (2017: 2.647). Im Vorjahr hatte es bei diesen beiden Punkten noch einen leichten Anstieg gegeben. Die Teilnahme am Sonntagsgottesdienst (9,3 Prozent) fiel geringfügig (2017: 9,8 Prozent).

DBK-Sekretär: Kirche vor "enormen Herausforderungen"

Langendörfer hob besonders den leichten Anstieg der Zahl der kirchlichen Trauungen hervor: Er sei ein "positives Zeichen". Dennoch würden die Zahlen der anderen Sakramente zeigen, dass der kirchliche Abwärtstrend nicht zu stoppen sei. Denn erneut verringerte sich die Zahl der Pfarreien im Vergleich zum Vorjahr auf 10.045 (2017: 10.191). Die Zahlen der Priester (13.285, 2017: 13.560) und Gemeindereferenten (4.537, 2017: 4.557) gingen leicht zurück. Bei den Berufsgruppen der Ständigen Diakone (3.327, 2017: 3.308) und Pastoralreferenten (3.273, 2017: 3.238) stiegen die Werte geringfügig an.

Es sei ein gutes Signal, dass die Zahl der Seelsorger stabil geblieben sei, kommentierte Langendörfer die aktuelle kirchliche Statistik. Auf diese Weise könne die Kirche in Deutschland ihre pastoralen Aufgaben erfüllen. Dennoch sieht der DBK-Sekretär sie vor "enormen Herausforderungen". Es müsse ein Wandel vollzogen werden, um die verlorene Glaubwürdigkeit und das verspielte Vertrauen in die Kirche wiederherzustellen. Dazu bedürfe es Ehrlichkeit und Transparenz sowie angemessener Antworten auf die Fragen der Zeit.

Die katholischen Laien warnten davor, die gestiegenen Austrittszahlen als "unabänderliche Tatsache" hinzunehmen. Sie müssten vielmehr "ein Ansporn sein, den mit dem synodalen Weg eingeschlagenen Reformprozess mutig und entschlossen voranzugehen", sagte Stefan Vesper, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Man könne Austritten entgegenwirken, indem man "die Erwartungen und Sorgen der Menschen innerhalb und außerhalb unserer Kirche" ernst nehme. (rom)

19.07.2019, 13.10 Uhr: ergänzt um den letzten Absatz.

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