Sternberg: Minderheit der Bischöfe blockiert Mehrheit
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, stört sich daran, dass die Mehrheitsbeschlüsse der Deutschen Bischofskonferenz durch eine Minderheit blockiert werden. "Es ist schon viel zu lange so, dass eine Minderheit Entwicklungen aufhalten konnte, die eine deutliche Mehrheit dieses Gremiums in Gang setzen wollte", sagte er am Dienstag bei der Vollversammlung in Münster.
Als Beispiel verwies Sternberg in seinem Lagebericht auf die Debatte über den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner. Die Konferenz hatte mit Drei-Viertel-Mehrheit eine pastorale Handreichung beschlossen, nach der ein solcher Kommunionempfang in Einzelfällen möglich sein soll. Dagegen hatten sieben Diözesanbischöfe in einem Schreiben an den Vatikan Einwände erhoben. "Dieser Brief nach Rom ist in meinen Augen ein Dokument des Abstands einiger Bischöfe von der pastoralen Praxis auch in ihren Gemeinden", sagte Sternberg.
Sternberg: Papst misst Bischofskonferenz hohen Stellenwert zu
Es sei ein weiser Beschluss von Papst Franziskus gewesen, die Entscheidung über die Streitfrage nach Deutschland zurückzugeben. Der Papst messe entsprechend den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils den Bischofskonferenzen als Entscheidungsgremien einen hohen Stellenwert zu, so Sternberg. Demgegenüber reduziere das Kirchenrecht von 1983 die Konferenz lediglich auf ein lockeres Beratungsgremium.
Bereits in der vergangenen Woche hatte der ZdK-Präsident die Vatikan-Erklärung begrüßt: "Es ist eine weise Entscheidung des Papstes, die Bischöfe zu einer gemeinsamen Entscheidung aufzufordern und an ihre Pflicht zu brüderlicher Gemeinschaft zu erinnern", sagte er am Donnerstagabend. Außerdem zeigte er sich erfreut darüber, "dass Papst Franziskus in diesem Zusammenhang das ökumenische Engagement der deutschen Bischöfe lobt".
Mit Blick auf den wachsenden Priestermangel forderte Sternberg unter anderem den Zugang von Frauen zu kirchlichen Ämtern und mehr Verantwortung von Laien in der Leitung von Gemeinden. "Nicht der Zugang von Frauen zu den kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern deren Ausschluss." Immer wieder werde deutlich, dass theologisch plausible Reformansätze "durch das Kirchenrecht aufgehalten oder ausgebremst werden können". Der Präsident rief die katholischen Laien auf, sich nicht nur als Helfer des kirchlichen Amtes zu verstehen. "Lieber sich zwei Mal zu oft selbst ermächtigen und Dinge anstoßen, gestalten und umsetzen als einmal zu oft fragen und abzuwarten." (bod/KNA)