"Einheit der Kirche steht auf dem Spiel"

Theologe Menke: Gegenwärtige Debatte über Frauenweihe ist "gefährlich"

Veröffentlicht am 07.06.2019 um 11:22 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Der Ausschluss der Frau vom Weiheamt gehöre zur Substanz der von Christus gestifteten Kirche: Der Bonner Dogmatiker Karl-Heinz Menke sieht keine Möglichkeit für eine Frauenweihe. Die Debatte darüber hält er sogar für gefährlich.

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Der emeritierte Bonner Theologieprofessor Karl-Heinz Menke sieht "keinen gangbaren Weg" in der katholischen Kirche zur Weihe von Frauen. "Es gibt Klärungsprozesse, die irgendwann definitiv abgeschlossen sind", sagte er der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". Der aktuelle Papst und seine beiden Vorgänger hätten dies bekräftigt. Zudem gebe es "Vorgaben, die auch Papst und Konzil nicht verändern dürfen". Die erneute gegenwärtige Debatte sei keine Chance, sondern eine "gefährliche Herausforderung, weil die Einheit der Kirche auf dem Spiel steht".

Der Dogmatiker gehörte der von Papst Franziskus einberufenen Sonderkommission zur Untersuchung des historischen Befunds von Diakoninnen in der alten Kirche an. Die Kommission habe sich aber wider Erwarten nicht mit offenen Forschungsfragen befasst, berichtete er. Auftrag sei es gewesen, auf maximal fünf Seiten den aktuellen Stand der Wissenschaft zusammenzufassen. Zugleich missbilligte Menke formal und inhaltlich, dass einige Kommissionsmitglieder sich zu ihrer Arbeit noch vor Papst Franziskus öffentlich geäußert und dabei für die Weihe von Diakoninnen plädiert hätten.

Anfang Mai hatte Papst Franziskus bekannt gegeben, dass es zu einem möglichen Diakonat der Frau in der katholischen Kirche in absehbarer Zeit keine Entscheidung geben werde. Zwar habe die von ihm eingesetzte Kommission ihre Arbeit beendet, sei aber zu keinen gemeinsamen Schlussfolgerungen gekommen.

Streit um Diakoninnen vor allem in Europa und Nordamerika

Eine sakramentale Herauslösung des Diakonats aus dem Weiheamt in der katholischen Kirche ist laut Menke nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) nicht möglich. Allerdings könnte die Kirche einen neuen Dienst von Männern und Frauen beschließen, "der durch die Bündelung aller karitativen und missionarischen Aufgaben ein eigenes Profil gewinnt" und den bisherigen Ständigen Diakonat ersetzt. Dieser Dienst würde dann aber nicht mehr zum Weiheamt zählen.

Menke verortete den Streit um Diakoninnen vor allem in Europa und Nordamerika. Die Bischöfe in Afrika, Asien und mehrheitlich auch in Südamerika beurteilten den Ständigen Diakonat bis heute überwiegend kritisch. "Sie wollen keine Klerikalisierung der ehrenamtlich tätigen Laien und erst recht nicht deren Aufspaltung in geweihte Männer und nicht geweihte Frauen."

Der Wissenschaftler räumte zugleich ein, dass die als unwiderruflich von drei Päpsten bezeichnete Regel theologisch vertieft begründet werden müsse. Der bloße Hinweis auf die ununterbrochene Tradition der Kirche genüge nicht. Es müsse dargelegt werden, dass der dem Zeitgeist diametral widersprechende Ausschluss der Frau vom Weiheamt zur Substanz der von Christus gestifteten Kirche gehöre. (tmg/KNA)