Video zum Ende des Reformationsgedenkjahrs veröffentlicht

Theologiestudenten erfolgreich mit Luther-Rap

Veröffentlicht am 25.10.2017 um 17:27 Uhr – Lesedauer: 
Musik

Tübingen ‐ Nach dem Motto "Luther hat auch kein Blatt vor den Mund genommen" rappen Theologiestudierende aus Tübingen ein Lied über den Reformator - mit Erfolg. Aber nicht jedem gefällt die grenzwertige Sprache.

  • Teilen:

"Wär’n die 95 Thesen damals nicht gewesen, wer würd’ noch Bibel lesen?" – Eine Woche vor dem Abschluss des Reformationsjubiläums haben evangelische Theologiestudenten aus Tübingen einen Rap-Song über Martin Luther veröffentlicht. Das Video "Der Boss aus Wittenberg" wurde am ersten Tag 3.000-mal auf YouTube angesehen. Am Mittwoch teilte auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) das Video auf ihren Social-Media-Kanälen.

"Die Sprache in dem Lied klingt manchmal grenzwertig", sagt der 26-jährige Christopher Hopp gegenüber katholisch.de, "aber Luther hat auch kein Blatt vor den Mund genommen." Zusammen mit Leon Hanser und Jonathan Bühler rappt er auf die Musik des US-Rappers Macklemore Sätze wie "(Ich,) der Wittenberg-Boss, lass Bullen verbrenn’. Hau die Schriften raus, bring euch Nullen zum flenn’." Aber auch theologische Aussagen und Anekdoten aus dem Leben Luthers sind dabei.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Der Reformator sei zwar nie um klare Worte verlegen gewesen, habe aber nicht nur die Konfrontation gesucht, sondern auch nach Stärken und Gemeinsamkeiten bei den anderen, berichtet Hopp. Nachdem die erste Strophe von dem Bruch erzähle, den Luther erlebte, gebe es in der zweiten Strophe einen Ausblick auf die verbindenden Elemente und die Gemeinsamkeiten in der katholischen und evangelischen Kirche. In der Gegenwart werde dann gesungen, dass Luther und Papst Franziskus sich gut verstehen und beide auf Jesus Christus verweisen.

Ein Jahr von der Idee bis zur Umsetzung

Chris Hopp und Leon Hanser, der derzeit sein Theologisches Studienjahr in Jerusalem verbringt, haben bereits 2015 ein Lied gerappt, das über 5.000 Klicks holte. Damals ging es um das Leben im Tübinger Albrecht-Bengel-Haus, dem studienbegleitenden Wohnheim evangelikaler Prägung für Theologiestudenten, in dem sie sich kennenlernten. Die meisten der knapp 40 Mitwirkenden an dem aktuellen Video zu "Der Boss aus Wittenberg" stehen nach Hopps Aussage mit dem Bengel-Haus oder dem Evangelischen Stift der Landeskirche in Verbindung.

„Völlig fertig steig ich 1505 ins Klosterleben ein und duck mich weg und drop Gebete täglich. Wie werd ich gerecht vor ‘nem Gott, der perfekt ist? (...) Doch Gott befreit, lässt nicht locker, ich begreif – Römer eins siebzehn, schwarz auf weiß, Gott schenkt dir Glaube, Gott schenkt dir Gnade.“

—  Zitat: Raputation in "Der Boss Aus Wittenberg"

Beide evangelische Einrichtungen stünden hinter dem privaten Projekt ihrer Studenten, "aber es gab auch etwas Kritik an einigen sprachlichen Formulierungen", sagt Hopp. Grundsätzlich freue man sich aber darüber, dass Studierende sich die Mühe machten, das Leben und die Theologie Luthers in einer kreativen, modernen Form aufzugreifen. Und Mühe hat es sie gekostet: Die Idee zu einem Rap-Song und die ersten Zeilen hätten sie bereits zu Beginn des Reformationsjubiläums im Kopf gehabt, berichtet Hopp, der Theologie und Englisch auf Lehramt studiert. Bis sie den Text fertig hatten, das Lied aufgenommen, die Drehgenehmigung im nahegelegenen Kloster Bebenhausen bekommen und die Aufnahmen geschnitten hatten, sei fast ein Jahr vergangen.

Lobpreis statt Rapper-Szene

Obwohl es im Video den Anschein machen kann: Die jungen Studenten kommen nicht aus der Rapper-Szene. Hanser möge lieber Rock-Musik und er selbst sei im modernen Gospel und der Lobpreismusik der evangelikalen Gemeindearbeit beheimatet, berichtet Hopp. Als Kind und Jugendlicher habe er Rap-Musik nur witzig gefunden, habe aber gemeinsam mit Hanser die eigene Dynamik des Sprechgesangs zu schätzen gelernt. Und er fügt – wohl mit Blick auf die Biografie Luthers – hinzu: "Man kann in Rap-Songs sehr viel Text verarbeiten."

In diese Richtung scheint auch die Redaktion der EKD gedacht zu haben, als sie das gut fünf Minuten lange Video auf Twitter und Facebook teilte. Ihr Kommentar dazu: "Das Musikvideo zum #Reformationsjubiläum ist von der Länge her fast eine halbe Predigt. Wer bis zum Ende geschaut hat: Wie findet Ihr es?"

Von Agathe Lukassek