Missbrauchs-Film sorgt im Land für Entsetzen

Umfrage: Mehrheit der Polen für Rücktritt ihrer Bischöfe

Veröffentlicht am 20.05.2019 um 14:45 Uhr – Lesedauer: 

Warschau ‐ Mehr als 20 Millionen Mal wurde die neue polnische Missbrauchs-Doku inzwischen auf YouTube angesehen – und das Land ist entsetzt. Neue Umfragen zeigen: Eine Mehrheit der Polen vertraut der Kirche nicht mehr – und will den Rücktritt der Bischöfe.

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Angesichts der Missbrauchskrise haben sich in einer Umfrage 54 Prozent der Polen für einen Rücktritt der katholischen Bischöfe des Landes ausgesprochen. 20 Prozent lehnten dies hingegen ab, wie eine von polnischen Medien (Montag) veröffentlichte Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Pollster ergab. Die restlichen 26 Prozent trauten sich demnach noch keine Aussage zu.

Ein vor gut einer Woche im Internet veröffentlichter polnischer Dokumentarfilm über sexuellen Kindesmissbrauch durch Priester und die Vertuschung solcher Verbrechen durch die katholische Kirche hatte in Polen Entsetzen ausgelöst. Bislang wurde die YouTube-Dokumentation mehr als 20 Millionen Mal angesehen. Die Polnische Bischofskonferenz entschuldigte sich unmittelbar nach Veröffentlichung des Films in einer schriftlichen Stellungnahme bei allen Opfern.

54 Prozent der befragten rund 1.100 Erwachsenen gaben nun an, der Kirche nicht zu vertrauen. Vertrauen genieße die Kirche nur bei 33 Prozent, hieß es. 84 Prozent sind den Angaben zufolge für die Einsetzung einer von der Kirche unabhängigen Kommission, die den Kindesmissbrauch durch Geistliche aufklären soll.

Fast jeder zweite erwachsene Pole (45 Prozent) sah laut einer anderen Umfrage die Missbrauchs-Doku "Nur sag es niemandem" bereits ganz oder teilweise. 60 Prozent gaben die Schuld für den Kindesmissbrauch nicht nur dem einzelnen Priester, sondern auch der Kirche als Institution, heißt es in der Studie des Instituts Kantar (Montag). 34 Prozent machten dagegen nur die einzelnen Geistlichen für ihre pädophilen Taten verantwortlich. Kantar befragte im Auftrag der Zeitung "Gazeta Wyborcza", dem Online-Portal "gazeta.pl" und dem Radiosender TOK FM rund 1.000 Bürger. (tmg/KNA)