Vatikan hebt Immunität von Papstbotschafter in Paris auf
Der Vatikan hat die diplomatische Immunität seines Botschafters in Frankreich aufgehoben. Das päpstliche Presseamt bestätigte am Montag entsprechende Meldungen, die französische Medien unter Berufung auf das Außenministerium in Paris verbreitet hatten. Vatikansprecher Alessandro Gisotti sagte, der Schritt stehe in Zusammenhang mit strafrechtlichen Ermittlungen gegen den Nuntius, Erzbischof Luigi Ventura. Dem 74-Jährigen werden sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
Wie der Vatikan weiter bestätigte, teilte der Heilige Stuhl seine Entscheidung zur Aufhebung der Immunität vergangene Woche den französischen Behörden mit. Französische Medien berichteten, ein entsprechender Brief sei Ende vergangener Woche in Paris eingetroffen. Die französische Staatsanwaltschaft hatte den betreffenden Antrag im März gestellt. Denn Ventura genießt als päpstlicher Diplomat besonderen Schutz vor straf- oder zivilrechtlicher Verfolgung.
Sexuell übergriffiges Verhalten in mehreren Fällen
Vatikansprecher Gisotti erklärte, Ventura habe von Anfang an Willen zu einer umfänglichen Zusammenarbeit mit den französischen Justizbehörden bekundet. Der Heilige Stuhl habe vor seiner Entscheidung den Ausgang erster Ermittlungen abwarten wollen; deren Ergebnisse seien Ende Juni mitgeteilt worden.
Dem Nuntius wird sexuell übergriffiges Verhalten in mehreren Fällen vorgeworfen. Unter anderem soll er Berichten zufolge beim Neujahrsempfang der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo Mitte Januar einen jungen Mann aus der Delegation für internationale Beziehungen unsittlich berührt haben.
Der betreffende Mann kam vergangene Woche mit dem Leiter des Kinderschutzzentrums an der Gregoriana-Universität in Rom, Hans Zollner, zusammen. Zudem verklagte er den Nuntius in Paris im Vatikan.
Ventura ist seit 2009 Vatikan-Gesandter in Frankreich. Zuvor war er als Papstbotschafter in mehreren afrikanischen Ländern, Chile und Kanada. (rom/KNA)