Orden will sich gegen Erzdiözese wehren

Wegen Homo-Ehe: US-Jesuitenschule nicht mehr "katholisch"

Veröffentlicht am 21.06.2019 um 12:39 Uhr – Lesedauer: 

Indianapolis ‐ Weil eine Lehrkraft in einer gleichgeschlechtlichen Ehe lebt, sollte eine US-Jesuitenschule die Person entlassen – so wollte es das zuständige Erzbistum Indianapolis. Da die Schule sich weigerte, wurde ihr jetzt die offizielle Anerkennung entzogen.

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Eine US-Jesuitenschule darf sich nicht mehr "katholisch" nennen, weil sie einen Lehrer beschäftigt, der in einer gleichgeschlechtlichen Ehe lebt. Per Dekret hat der Erzbischof von Indianapolis, Charles Thompson, der "Jesuit Preparatory School" in Indianapolis am Freitag die offizielle Anerkennung entzogen, wie die Diözese mitteilte. Das gelte so lange, bis die Schule wieder "das Verlangen" zeige, im Einklang mit Lehre und Pastoral der Kirche zu arbeiten. Der Jesuitenorden kündigte laut verschiedenen Medienberichten bereits am Donnerstag an, die Entscheidung anzufechten und dabei wenn nötig auch den Vatikan einzuschalten.

Grund für den Disput zwischen Jesuiten und Erzbistum ist der Fall einer Lehrkraft an der Schule. Die in den Mitteilungen nicht näher bestimmte Person war vor zwei Jahren eine gleichgeschlechtliche Ehe eingegangen. Daraufhin hatte die Diözese von der Schule gefordert, den betreffenden Arbeitsvertrag nicht zu verlängern. Erzbischof Thompson sagte zur Begründung: "Alle Kirchenmitarbeiter müssen beruflich wie privat die Lehre der Kirche unterstützen und vermitteln." Das gelte vor allem für Schulen, da sie ein zentraler Ort der Verkündigung seien. Eine gleichgeschlechtliche Ehe stehe der Lehre entgegen.

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Die Schule lehnte die Entlassung jedoch ab. In einem offenen Brief bezeichnete der Schulleiter William Verbryke am Donnerstag die betreffende Person als "höchst fähig und qualifiziert". Man habe nach reiflicher Überlegung entschieden, die Anweisung des Erzbistums aus Gewissensgründen nicht umzusetzen. Außerdem würde sonst ein besorgniserregender Präzedenzfall entstehen, denn die Schule habe immer das Recht gehabt, über ihre eigenen Angelegenheiten selbst zu entscheiden. Dass sich eine Diözese in die inneren Abläufe einer unabhängigen Schule einmische, habe es noch nie gegeben. Verbryke bedauerte das Ende der Zusammenarbeit mit der Erzdiözese, betonte aber auch, dass die Jesuiten weiter in der Schule arbeiten und Sakramente spenden werden.

Der Provinzial der Jesuiten nannte die Entwicklung in einer Stellungnahme "enttäuschend" und bekräftigte, dass sich der Orden nach den Regeln des Kirchenrechts wehren werde. Zunächst werde sich die Provinz an den Erzbischof wenden, danach wenn nötig an den Vatikan.

Im Erzbistum Indianapolis wurde in der Vergangenheit schon mehrmals Mitarbeitern gekündigt, da sie Menschen gleichen Geschlechts geheiratet hatten. Zuletzt wurde im August 2018 eine Vertrauenslehrerin an einer katholischen Schule des Bistums entlassen. (cph)