Papier zur Veränderung der Sexualmoral für "synodalen Weg" eingereicht

Weihbischof Geerlings: Kirche kann homosexuelle Paare segnen

Veröffentlicht am 16.08.2019 um 12:43 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Ist Homosexualität irregulär und sündhaft? Nein, sagt der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings. Die Kirche müsse Homosexualität deshalb endlich aus der "Ecke der Pathologie" befreien. Für Geerlings ist eine theologische Neubewertung längst möglich – genau wie die Segnung homosexueller Paare.

  • Teilen:

Die katholische Kirche kann nach Ansicht des emeritierten Münsteraner Weihbischofs Dieter Geerlings homosexuelle Paare segnen. "Es ist meine persönliche Meinung, dass die Kirche gleichgeschlechtliche Partnerschaften segnen kann", sagte Geerlings laut Internetportal "kirche-und-leben.de" am Donnerstagabend auf einer Veranstaltung der "Queergemeinde" in Münster. Den Begriff "Ehe für alle" wolle er aber nicht übernehmen, erklärte er. Denn die Ehe sei durch die Sakramentenlehre festgelegt. Er spreche deswegen lieber von "eingetragenen Lebenspartnerschaften, meine aber dasselbe".

Geerlings gab zu, dass seine Überzeugung "nicht deckungsgleich mit der Vorstellung der Amtskirche" sei. Die Kirche dürfe aber den Segen nicht verweigern, wenn Menschen danach verlangten, die in Verantwortung, Liebe und Glauben ihre Beziehung führten. "Menschen die um Segen bitten, wollen das erfahren, was die Kirche schenken kann." Segnung heiße, darum zu bitten, dass die Beziehung gelingt und Gott helfend und liebend in ihr anwesend ist. Beim Segen gehe es nicht um eine "Beurteilung der Lebensführung". "Wenn auf dem Domplatz Autos gesegnet werden, frage ich auch nicht danach, wie viele Punkte der Fahrer in Flensburg hat", sagte Geerlings.

Habe Papier zur Veränderung der kirchlichen Sexualmoral eingereicht

Der problematische Umgang der Kirche mit Homosexuellen liege in ihrer Vorstellung über Moral und Sexualität, sagte der Weihbischof. Solange sie Gleichgeschlechtlichkeit als irregulär und sündhaft ansehe, werde sich nichts ändern. Theologisch sei aber bereits jetzt eine Neubewertung möglich. Schon das Zweite Vatikanische Konzil habe festgehalten, "dass Sexualität mehr ist, als allein der Fortpflanzung zu dienen und dass sie mit Liebe zu tun hat", so Geerlings. Er selbst verstehe die Aufregung in der Kirche über Schwule und Lesben nicht mehr. Kirche müsse die Erkenntnisse der Wissenschaft über Gleichgeschlechtlichkeit wahrnehmen und Homosexualität aus der "Ecke der Pathologie" befreien. "Ich gehöre zum Lehramt. Wenn aber das Lehramt nur lehrt und nicht mehr lernt, dann ist etwas falsch", sagte er.

Geerlings sieht aber auch Chancen für Fortschritte. "Ich habe im Einvernehmen mit dem Bistum Münster ein Papier zur Veränderung der kirchlichen Sexualmoral für den synodalen Weg eingereicht", sage er. Es gehe dabei auch um die Frage der Gleichgeschlechtlichkeit. "Das Thema muss in die Leitungsgremien der Diözesen. Es muss auf der Tagesordnung sein, damit auch diejenigen, die Angst haben, die Angst verlieren." In der Diözese Münster sei man genau auf diesem Weg. Zudem müsse man das "problematische Verständnis von Einheit der Kirche ablegen". Was anderswo in Polen oder Afrika nicht möglich sei, könne durchaus in Deutschland möglich werden.

Immer mehr katholische Theologen in Deutschland setzen sich für die Segnung homosexueller Paare ein. Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) fordert seit längerem eine solches "Signal der kirchlichen Wertschätzung für gleichgeschlechtliche Paare". Als erster deutscher Bischof hatte der Osnabrücker Franz-Josef Bode Anfang vergangenen Jahres dafür plädiert, eine Diskussion über die Segnung anzuregen. "Wir müssen in der Kirche ausführlicher darüber diskutieren. Schweigen und Tabuisieren führt nicht weiter und verunsichert", so Bode damals. (bod)