Wie Kardinal Woelki Vertrauen zurückgewinnen will
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki fordert, bei Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs hinzusehen und hinzuhören. "Die Kirche litt an einem Symptom des Sprachverlustes", sagte Woelki am Sonntag in seinem "Wort des Bischofs" im Bistumssender "Domradio". Verantwortliche hätten zu lange über den vielfach schlechten Zustand der Kirche geschwiegen.
"Es braucht eine Erneuerung von innen, statt Dinge einfach abzuschneiden", sagte der Kardinal. "Das wird dauern." Er sei aber zuversichtlich, dass dies gelingen werde. Als erste Maßnahme schlug er Begegnungen und Gespräche mit den Opfern sexuellen Missbrauchs vor, etwa in Form eines Betroffenenrats wie in seinem Erzbistum.
Zudem plädierte Woelki für weltweit einheitliche Standards. Das gelte für Schulungen, eine absolute "Null-Toleranz" in Interventionsfällen und bei der unabhängigen Untersuchung der Altfälle.
Mehr moralischen Anspruch an sich selbst
"Außerdem wollen wir unsere Mitarbeitenden sorgfältig ausbilden und unterstützen", unterstrich Woelki. "Wer Jesus in besonderer Nachfolge sakramental repräsentiert, nimmt ein 'Mehr' auf sich." Das bedeute auch mehr moralischen Anspruch an sich selbst. "Dazu braucht es starke und reife Persönlichkeiten ohne Hybris", betonte Woelki.
Bereits am Freitag hatte Woelki der "Bild"-Zeitung gesagt, mit konkreten Maßnahmen verlorenes Vertrauen zurückgewinnen zu wollen. So sollen unter anderem Schritte zur verbesserten Missbrauchsaufarbeitung, zum Wohnungsbau, zum verstärkten Kontakt mit den Menschen sowie zur Anerkennung von kirchlich Engagierten die Welle an Kirchenaustritten stoppen, sagte der Kardinal. Das Erzbistum Köln habe zur "lückenlosen und transparenten Aufarbeitung" von Missbrauchsfällen eine unabhängige Münchner Kanzlei beauftragt sowie einen Beirat mit Betroffenen eingerichtet, der auch Präventionsmaßnahmen verbessern solle, sagte Woelki.
Im Vatikan versammelten sich von Donnerstag bis Sonntag auf Einladung von Papst Franziskus die 114 Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenzen aus aller Welt, um über die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche zu beraten. Die Themen Verantwortung, Rechenschaft und Transparenz standen auf der Tagesordnung. Insgesamt nahmen 190 Kirchenvertreter aus aller Welt an dem Treffen teil. (tmg/epd)