Kardinal verteidigt Umgang mit Amtsvorgänger

Wuerl: Hatte Vorwürfe gegen McCarrick vollkommen vergessen

Veröffentlicht am 17.01.2019 um 09:46 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Seit Kurzem ist bekannt: US-Kardinal Donald Wuerl wusste bereits seit 2004 von den Missbrauchsvorwürfen gegen seinen Amtsvorgänger Theodore McCarrick. Jetzt erläutert Wuerl in einem öffentlichen Brief, warum er Kenntnisse über den Fall zuvor stets bestritten hat.

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Der emeritierte Washingtoner Erzbischof Kardinal Donald Wuerl hat seinen Umgang mit Vorwürfen gegen seinen Amtsvorgänger, den früheren Kardinal Theodore McCarrick, aus dem Jahr 2004 verteidigt. In einem am Mittwoch veröffentlichten Brief an Priester im Erzbistum Washington schreibt Wuerl, er habe im vergangenen Jahr wahrheitsgemäß erklärt, nichts von den kurz zuvor bekanntgewordenen Missbrauchsvorwürfen gegen seinen Amtsbruder gewusst zu haben.

Erst später habe er sich an eine 14 Jahre alte Beschwerde eines damaligen Priesters erinnert. Dieser hatte im Bericht zu einem anderen Fall angegeben, "unangemessenes Verhalten" des damaligen Washingtoner Erzbischofs beobachtet und auch selbst erlebt zu haben. "Der gesamte Bericht wurde unverzüglich dem Apostolischen Nuntius ausgehändigt", so Wuerl, der zu dieser Zeit Bischof von Pittsburgh war. Da sich die Anschuldigen in der Beschwerde aus dem Jahr 2004 auf McCarricks Verhalten gegenüber einem Erwachsenen bezogen, habe er sich anschließend nicht weiter mit der Angelegenheit befasst.

Betroffener deckte Wissen Wuerls auf

Die "Washington Post" hatte kürzlich berichtet, Wuerl habe bereits 2004 von einschlägigen Vorwürfen gegen McCarrick gewusst und diese an den Vatikan gemeldet. Die Erzdiözese Washington und das Bistum Pittsburgh bestätigten die Berichte. Ein Betroffener, der für sexuelle Verfehlungen im Priesterseminar durch McCarrick entschädigt worden war, hatte die Zeitung auf ein Dokument hingewiesen, das dem Bistum Pittsburgh vorliegt und das Wissen Wuerls beweist. Vor seiner Emeritierung im Oktober hatte der 78-Jährige stets bestritten, von Gerüchten über sexuelles Fehlverhalten seines Amtsvorgängers gehört zu haben.

Papst Franziskus hatte den 88-jährigen McCarrick im Juni 2018 aus dem Kardinalsstand entlassen. Ihm wird vorgeworfen, über einen längeren Zeitraum hinweg mindestens zwei minderjährige Jungen sexuell missbraucht zu haben. Zudem soll er über Jahrzehnte hinweg Priester und Seminaristen zum Sex verführt haben. (tmg/KNA)