Reise nach Jerusalem
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Jerusalem in der Lüneburger Heide
Neun Häuser auf der linken Seite und elf auf der rechten. Das ist Jerusalem in der Lüneburger Heide. Nur wenige Menschen - darunter einige Bauern - leben hier an der Bundesstraße 71, die das Dorf teilt. Dazu einige Kühe, Hunde, Katzen, Schweine, ein bisschen Federvieh. Wie die idyllische Einöde zu ihrem Namen kam? Es gibt einige beliebte Theorien. Eine bezieht sich auf einen Knochenfund im Jahr 1930 auf dem Acker des Hofbesitzers Kappenberg. Die Gebeine sollen von einem der letzten Menschen stammen, die hier ihr Ende auf dem Scheiterhaufen gefunden haben.
Jerusalem in Thüringen
Wer auf "Ostalgiereise" nach Thüringen kommt, sollte die Plattenbausiedlung Jerusalem in Meiningen besuchen. Zwischen 1969 und 1983 wurde die wenig pittoreske Anlage gebaut. Der Name geht allerdings auf eine weitläufige Parkanlage mit Villa und Gutshof namens Jerusalem zurück, die Staatsminister Freiherr von Könitz im Jahr 1806 an dieser Stelle errichten ließ. Etwa hundert Jahre danach wurde das Anwesen in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges zerstört. Der Name aber ist bis heute erhalten geblieben.
Neu-Jerusalem in Berlin-Spandau
Auch eine Siedlung mit dem Namen Neu-Jerusalem gibt es im Osten Deutschlands. Dabei handelt es sich um eine denkmalgeschützte Wohnanlage aus den 1920er Jahren. Sie wurde damals für Piloten des nahen Luftschiffhafens Staaken und ihre Familien erbaut. Die Anlage besteht aus über zwanzig baugleichen kubischen Wohnhäusern - typische Beispiele für die architektonische Avantgarde dieser Zeit. Der Name Neu-Jerusalem steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Erbauer des Bauhaus-Ensembles, dem jüdischen Architekten Erwin Anton Gutkind.
Jerusalem zwischen Weser und Jade
27337 - so lautet die Postleitzahl der Straße Jerusalem im niedersächsischen Blender zwischen Weser und Jade, rund 20 Kilometer südöstlich von Bremen. Eine Berühmtheit aus der Gegend ist Springreiterin Meredith Michaels-Beerbaum. Übrigens liegt nicht nur Jerusalem hier, sondern auch Jericho in der Nähe der Nordseeküste. Um 1400 soll Jericho noch den Namen Jerhove (Schreihof) getragen haben. Jerusalem hieß Jerhusen (Schreihaus). Beides leitet sich wahrscheinlich von einstigen Alarmplätzen ab, an denen vor Wikingerüberfällen oder Sturmfluten gewarnt wurde. Im Laufe der Jahre schliffen sich die Namen ab und wurden durch bekanntere ersetzt. Eine Erklärung, die sich auch für einige weitere deutsche Jerusalems anbietet, die meist in Fluss- oder Küstennähe liegen.
Jerusalem, Betlehem und Tirol nahe der Ostsee
Vielleicht auch eine Erklärung für Jerusalem und Bethlehem im Naturpark Hüttener Berge, nahe der Ostsee. Warum in diesem Gebiet in Schleswig-Holstein gleich zwei Ortsnamen aus dem Heiligen Land stammen, ist unklar. Sabine Rathmann, die Bewohnerin von Jerusalem, schätzt, dass sich hier einst eine Gemeinschaft gläubiger Menschen ansiedelte und ihren neuen Heimstätten die besonderen Namen gab. Heute können hier Urlauber mit Großeseln an der Leine von Jerusalem über Betlehem nach Tirol wandern. Und das Ganze an einem Tag.
Jerusalem in den USA
Wer über die Grenzen Deutschlands hinaus geht, kann Jerusalem nicht nur in Vorderasien, sondern auch im Osten der USA finden. Die Kleinstadt liegt im Bundesstaat New York und wurde 1789 gegründet. Unter den ersten Siedlern waren hauptsächlich Anhänger der fanatischen Quäkerin Jemima Wilkinson. Sie nannte die Siedlung Jerusalem. Die Stadt liegt im Lake District zwischen Seen, Wäldern und Weinbergen. Knapp 400 Meilen südöstlich finden Reisende mitten in Ohio ein weiteres Jerusalem. Das erste Haus entstand hier im Jahr 1825. Dann bauten die Quäker eine Kirche mit dem Namen Jerusalem. Als die Glaubensgemeinschaft weiterzog wurde das Gotteshaus 1860 zu einem Hotel umgewandelt. Der Name ist geblieben.
Jerusalem in Neuseeland
Ein malerisches Dorf namens Jerusalem mit bewegter Vergangenheit liegt am Whanganui River inmitten der atemberaubenden Landschaft Neuseelands. In dem einstigen Fischerort wurde 1854 eine katholische Missionsstation eröffnet. Auf dem Missionsgelände sind ein Konvent und eine Kirche erhalten. Bis heute leben dort die "Schwestern der Barmherzigkeit". Im 20. Jahrhundert versuchte der berühmte neuseeländische Dichter James K. Baxter in Jerusalem eine Kommune in der spirituellen Tradition der Māori aufzubauen.
Jerusalem als "Ehrentitel"
Neben Städten und Dörfern, die nach dem großen Vorbild Jerusalem benannt sind, gibt es auch viele Orte auf der Welt, die den Namen als Ehrentitel tragen.
Jerusalem des Nordens
Litauens Hauptstadt Vilnius ist auch bekannt als das "Jerusalem des Nordens". Die Stadt galt lange als eine der liberalsten Städte Europas. Im Laufe der Geschichte nahm sie verfolgte Juden aus Mitteleuropa und Russland auf und wurde bald zum Zentrum jüdischer Kultur und Aufklärung. Im Zweiten Weltkrieg verloren 250.000 jüdische Einwohner ihr Leben. Heute ist der Frieden in die Stadt zurückgekehrt, ihre große und gut erhaltene Altstadt gehört zum Weltkulturerbe der Unesco. Weitere Städte, die den Beinamen "Jerusalem des Nordens" tragen sind Hamburg oder Trondheim in Norwegen.
Jerusalem des Südens
Als "Jerusalem des Südens" wird Lalibela bezeichnet - eine heilige Stadt in Äthiopien. In diesem Pilgerort auf 2.500 Metern Höhe leben vor allem äthiopisch-orthodoxe Christen. Berühmt sind die elf monolithischen Kirchen, die im 12. und 13. Jahrhundert in rote Basaltlava gemeißelt wurden. Damals blühte hier der christliche Glaube. Seit 1978 zählen auch die Kirchen zum Unesco-Weltkulturerbe. Eine weitere Stadt, die den Beinamen "Jerusalem des Südens" trägt, ist Memphis in den USA.
Jerusalem des Westens
Die niederländische Hauptstadt Amsterdam blickt auf eine reiche jüdische Geschichte zurück. Davon zeugt auch der jiddische Spitzname "Mokum" ("guter Platz"). Im 17. Jahrhundert flohen Juden aus Spanien und Portugal vor der katholischen Inquisition hierher. Später folgten Juden aus Deutschland und Polen. Heute findet man in der Stadt viele Zeugnisse des jüdischen Lebens. Darunter eine der eindrucksvollsten Synagogen weltweit. Seit einiger Zeit lebt die jüdische Kultur in Amsterdam wieder auf. So gibt es Fernseh- und Radiosender, eine Zeitschrift und zwei Bibliotheken. Weitere Städte mit dem Beinamen "Jerusalem des Westens" sind Toledo in Spanien, Antwerpen in Belgien, Straßburg in Frankreich und Prag in Tschechien.
Jerusalem des Ostens
Die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang ist sicherlich kein Ort, den man auf den ersten Blick mit Jerusalem verbinden würde. Religionen werden hier kaum noch ausgeübt. Das war vor hundert Jahren anders. Damals soll etwa ein Drittel der Einwohner christlichen Glaubens gewesen sein. Es gab weit über hundert Kirchen. Heute existiert das Christentum hier nur noch als Untergrundkirche. Weitere Städte mit dem Beinamen "Jerusalem des Ostens" sind Kiew in der Ukraine, Sarajevo in Bosnien und Herzegowina sowie Nanjing in China.
Das deutsche Jerusalem des Nordens
Hamburg ist als "Jerusalem des Nordens" eng mit dem Schicksal portugiesischer Juden verknüpft, die auf der Flucht vor der Inquisition in den Norden kamen und hier in den folgenden Jahrhunderten eine blühende Gemeinde aufbauten. Diese erlangte großen Einfluss auf Wirtschaft, Kultur und Literatur und brachte Hamburg seinen Ehrennamen ein. Erst die Nationalsozialisten beendeten diese Epoche. Heute zeugen noch zwei portugiesische Friedhöfe von dieser Zeit.
Zwei fränkische Jerusalems
Welche Stadt ist nun das fränkische Jerusalem? Bekannter ist der Beiname sicherlich für die bayerische Stadt Fürth. In früheren Zeiten eher abwertend gemeint, ist er ein Zeugnis der jüdischen Vergangenheit der Stadt. Er war einst so geläufig, dass Reisende in der Eisenbahn einfach ein Ticket nach Jerusalem verlangten. Der Film "Ein Fränkisches Jerusalem" von 1987 erinnert an diese Zeiten. Doch es gibt noch eine zweite Stadt mit dem Ehrennamen: Rothenburg ob der Tauber. Es ist wohl die einzigartige Stadtsilhouette, mit ihren unzähligen Türmen, die dem Ort bereits im Mittelalter den Namen "Fränkisches Jerusalem" einbrachte.
Jerusalem am Rhein
Drei Städte im Westen gelten als "Jerusalem am Rhein". Mainz, Worms und Speyer beherbergten im Mittelalter die wichtigsten Talmudschulen des Abendlandes. Diese jüdischen Zentren erlangten später eine ähnlich große Bedeutung wie das echte Jerusalem. Die Schum-Städte, wie sie heute im Jiddischen nach ihren Anfangsbuchstaben genannt werden, planen gemeinsam die Bewerbung um den Titel des Unesco-Weltkulturerbes. Bis heute prägen die Gebote, Gebete und Klagelieder der mittelalterlichen Gelehrten aus den drei Städten das europäische Judentum.