Madrider Kardinal Rouco wird 80
Der dem konservativen Kirchenflügel zugehörige Rouco leitete die Hauptstadtdiözese von 1994 bis 2014. Viermal wurde er zum Vorsitzenden der Spanischen Bischofskonferenz gewählt. 1998 nahm ihn Papst Johannes Paul II. (1978-2005) ins Kardinalskollegium auf. Als bislang einziger Erzbischof weltweit erhielt er zweimal die Rolle des Gastgebers für den Weltjugendtag. 1989 richtete er das Großtreffen als Erzbischof von Santiago de Compostela aus, 2011 in Madrid.
Rouco übte während seiner 20 Jahre an der Spitze des Hauptstadt-Erzbistums Madrid mit seinen fast vier Millionen Katholiken sowie als Vorsitzender der Bischofskonferenz beträchtlichen Einfluss auf den Kurs der Kirche in Spanien wie auch auf Bischofsernennungen aus. Politisch stand er dem rechten Flügel der konservativen Volkspartei Partido Popular nah.
Attacken von Femen-Aktivistinnen
Mit seinem Eintreten für den Schutz der traditionellen Familie und gegen Abtreibungen machte er sich auch Gegner. Unter anderem wurde er 2014 von Femen-Aktivistinnen attackiert, weil diese ihn als eine treibende Kraft bei einer Verschärfung des spanischen Abtreibungsgesetzes betrachteten. Die Einführung der "Homo-Ehe" in der Ära des sozialistischen Reformers Jose Luis Zapatero (2004-2011) konnte Rouco ebenso wenig verhindern wie eine weitere Liberalisierung von Abtreibung.
Roucos Nachfolger wurde der vormalige Erzbischof von Valencia, Carlos Osoro Sierra (71). Der pastoral orientierte Osoro könnte nun mit dem Ausscheiden seines Vorgängers aus dem Kreis der Papstwähler mit einer baldigen Kardinalsernennung rechnen; die spanische Hauptstadt ist traditionell mit dem Kardinalsrang verbunden. Allerdings hat Papst Franziskus zuletzt häufig mit der Tradition gebrochen und stattdessen vorrangig Leiter kleinerer Diözesen oder von den Rändern der Weltkirche in den Kardinalsstand erhoben. (KNA)