Im Bistum Fulda hat sich ein neues christliches Netzwerk gegründet

Alle für den Einen

Veröffentlicht am 29.08.2016 um 00:01 Uhr – Von Johanna Heckeley – Lesedauer: 
Bistum Fulda

Fulda ‐ Zwischen Firmung und Hochzeit gibt es für Jugendliche selten interessantes kirchliches Programm. Im Bistum Fulda soll das anders werden - mit dem überkonfessionellen Netzwerk "All for One".

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"All for One", alle für einen – so heißt das neue überkonfessionelle Netzwerk im Bistum Fulda. Ziel ist, gemeinsam ein interessantes Programm für Jugendliche zu schaffen, "das nicht dem typischen Bild von Kirche entspricht", erklärt Björn Hirsch. Er ist Pastoralreferent der Citypastoral Fulda und Mitbegründer des Netzwerks. "Ich wollte moderne Jugendarbeit machen, sie mehr an der Lebenswelt von Jugendlichen ausrichten."

Auf diese Idee kam er, weil es in seiner Gemeinde außer Veranstaltungen für Messdiener kein Programm für junge Gläubige gab. "Gerade nach der Firmung gehen viele und kommen vielleicht erst wieder, wenn sie heiraten oder ihre Kinder taufen lassen. Für die Zeit dazwischen gab es nichts." Er organisierte zunächst Fahrten zu christlichen Konzerten oder Events. "Da habe ich sehr viele Rückmeldungen erhalten, viele Jugendliche wollten auf diese Weise Glauben erleben." Dabei kam die Idee auf, Jugendarbeit überkonfessionell zu gestalten: Hirsch fragte bei den christlichen Gemeinden in seinem Umfeld an. "Es war sofort eine Offenheit für meine Idee da", berichtet er.

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Mit dem Netzwerk "All for One" wolle man nicht nur Synergieeffekte nutzen für gemeinsame missionarische Aktionen, "sondern auch sich selbst als Einheit erfahren", so Hirsch. "Wir glauben alle an denselben Gott und wollen erst einmal auf den gemeinsamen Glauben schauen – dann aber auch über die verschiedenen Ausprägungen des christlichen Glaubens sprechen." Aus dem Netzwerk solle ausdrücklich keine neue Gemeinde entstehen, "sondern wir wollen damit erreichen, dass die Jugendarbeit in den Gemeinden ausgebaut wird." Die beteiligten Gemeinden und Gruppen versteht Hirsch nicht als Konkurrenz um mögliche Neuzugänge: "Wir wollen gemeinsam werben, uns den Menschen vorstellen, und jeder soll dann selbst entscheiden, für was er sich interessiert." Gerne könne man auch über die Unterschiede der Konfessionen reden, "aber im Fokus soll der Glaube an den Herrn stehen."

Gute Voraussetzungen, um Glauben voranzubringen

Um das Netzwerk zu gestalten, organisierten sich die Beteiligten der katholischen Innenstadtpfarrei, der evangelischen Landeskirche, freikirchlicher Gemeinden, der charismatischen Erneuerung und den Hochschulgemeinden in verschiedenen Teams.  Johannes Strott von der evangelischen Gemeinschaft Christustreff Rhön war von Anfang an dabei. Er ist im Missionsteam und macht sich dort unter anderem Gedanken über die Satzung. "Wir überlegen, wie die Zusammenarbeit geregelt werden soll, auf welche Weise sich die Gemeinden beteiligen können", erklärt der 17-Jährige. Mit seinem Engagement will er den Glauben weiterbringen – und findet im Netzwerk dafür die geeigneten Voraussetzungen: "Hier ist noch kein Raster vorgedacht, sondern es gibt eine große Offenheit." Jeder der Beteiligten wolle sich einbringen und gehe gleichzeitig respektvoll mit den anderen um.

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Der offizielle Startschuss für die Arbeit des Netzwerkes wird am 14. Oktober mit einer Gründungsparty stattfinden – dennoch gab es schon eine erste gemeinsame Aktion: An einem Stand auf dem Campus der Hochschule Fulda verteilten Björn Hirsch und seine Mitstreiter Getränke an Studierende, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und auf das Netzwerk aufmerksam zu machen. Gleichzeitig warben sie für ihren "Kurs der Sinnsucher", einen Glaubenskurs, bei dem im November an sieben Abenden nach einem gemeinsamen Essen über den christlichen Glauben diskutiert werden soll. "Auf dem Campus waren ein paar hundert Leute und ich habe nicht eine schroffe Reaktion erlebt", erzählt Hirsch. Die Hochschule sei ein guter Ort, um auf Jugendliche zuzugehen, meint er: "Ich habe es selbst während meines Studiums erlebt: Als Student hat man große Fragen, weil man sich an der Uni nicht nur beruflich orientiert, sondern dort auch beginnt, sein Leben auszurichten."

Das Netzwerk hat viel vor

Schon geplant sind – neben der Gründungsparty mit Poetryslam und Livemusik und dem Glaubenskurs – weitere Aktionen. So will das Netzwerk den Gewölbekeller der katholischen Stadtpfarrei herrichten, um dort regelmäßige Veranstaltungen wie Konzerte oder das "Bible Revial", eine gemeinsame Bibellektüre, anzubieten. Auch eine Band hat sich bereits gegründet. "Nächstes Jahr wollen wir außerdem einen Jugendgottesdienst in einem Club in Fulda veranstalten", meint Johannes Strott, der an der Organisation beteiligt ist. "Dort soll dann die christliche Band Könige und Priester spielen."

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Ein Haus mit vielen Wohnungen: So lässt sich - vereinfacht - die Ökumene beschreiben. Das Haus, das viele Kirchen und Gemeinschaften beherbergt, umspannt die ganze Welt. Die Familien in diesem Gebäude sind Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, Kopten, Altkatholiken, Anglikaner und Freikirchler.
Von Johanna Heckeley