Eindrücke von der Amtseinführung Timmerevers als Dresdens Bischof

Heinrich, der Fünfzigste

Veröffentlicht am 27.08.2016 um 18:04 Uhr – Von Markus Kremser – Lesedauer: 
Heinrich, der Fünfzigste
Bild: © KNA
Bistum Dresden-Meißen

Dresden ‐ Heinrich Timmerevers ist am Samstag als neuer Bischof von Dresden-Meißen in sein Amt eingeführt worden. Bei hochsommerlichen Temperaturen nahmen die einen Abschied, die anderen begrüßten ihn. In einem waren sich aber alle einig.

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Ein tiefer Pfiff dringt durch die Wände der katholischen Hofkirche. Der Raddampfer "Krippen", nur rund 100 Meter entfernt am Ufer der Elbe, lässt pünktlich zum Beginn der Heiligen Messe Dampf ab – als wäre es eine Begrüßung. Heinrich Timmerevers kommt an diesem Samstagvormittag, um seine Bischofskirche in Besitz zu nehmen, die Dresdener Hofkirche.

Er schreitet fast am Ende einer Prozession, die aus Mädchen in sorbischen Trachten, Messdienern und Bischöfen aus Deutschland, Polen und Tschechien besteht. Nach Heiner Koch, der nach nur zweieinhalb in Dresden im Jahr 2015 Erzbischof von Berlin wurde, ist Timmerevers der 50. Bischof auf dem Dresdener Bischofsstuhl.

Heimatverbunden mit Vorliebe für gutes Essen

Der 64-jährige Timmerevers ist im Oldenburger Land geboren und aufgewachsen. Er gilt als besonders heimatverbunden. "Heinrich wollte als Kaplan unbedingt zurück in die Heimat", berichtet Paul Horst. Der 67-Jährige ist Pfarrer in Timmerevers niderschächsischem Heimatort Garrel und kennt den neuen Bischof schon seit dem Priesterseminar. "Wir haben zusammen studiert", erzählt der Geistliche am Rande der Amtseinführung. Ihm falle es schwer, seinen Freund hier zu lassen. "Die Entfernung ist eine andere. Man kann nicht mal so einfach zusammen zu Abend essen", sagt Pfarrer Horst bedauernd. Der neue Bischof lege Wert auf gutes Essen und einen guten Wein. "Wahrscheinlich hat er diese Vorliebe aus Italien mitgebracht", sagt Horst. Timmerevers kam als Theologiestudent mit der Fokolarbewegung in Kontakt. Ein Jahr verbrachte er bei der christlich-charismatischen Vereinigung in Rom.

Bild: ©Bistum Dresden-Meißen

Junge Frauen in sorbischen Trachten bei der Amtseinführung ihres neuen Bischofs Heinrich Timmerevers in der Dresdner Hofkirche.

Auch wenn Timmerevers bisher den Offizialatsbezirk Vechta als seine Heimat betrachtete, ist er zur Veränderung bereit. "Ich möchte hier im Bistum Dresden-Meißen neue Wurzeln schlagen und bei Ihnen ein Zuhause finden", sagte er in der Hofkirche. "Das mir so häufig gesagte Wort: 'wir freuen uns auf Sie!' möchte ich heute aus ganzem Herzen beantworten: 'Ich freue mich auch auf Sie'", so Timmerevers bei der Amtseinführung.

Pfarrer Horst greift diese Worte nach dem Gottesdienst auf und bestätigt sie: "Er hat ja gesagt. Und dann ist er auch ganz da". Wenn Timmerevers sich entschieden habe, dann stehe er zu seiner Entscheidung. Das sei einer seiner wichtigsten Wesenszüge, sagt der Geistliche. Auch Erwin Stubbe hat den neuen Bischof so kennengelernt. "Erst war er Kaplan bei uns in Visbek, dann Pfarrer", erzählt Stubbe. Er bedauere, dass der bisherige Weihbischof Vechta verlasse. "Dresden bekommt einen guten Mann", fügt Stubbe aber hinzu.

Austen: Der richtige für die Diaspora

Monsignore Georg Austen, der Chef des Bonifatiuswerkes, glaubt, dass der Neue genau der richtige Mann für die Diaspora sei. "Bischof Timmerevers ist ein Mann der Kontinuität und er bringt auch neue Diasporaerfahrungen aus dem Offizialatsbezirk Vechta mit", sagt Austen. Mit seiner Buntheit und Vielfalt, der besonderen Situation in einem völlig säkularisierten Umfeld und einigen Aufbrüchen "kommt etwas Neues auf ihn zu", sagt Austen.

Linktipp: Timmerevers ins Amt eingeführt

Der bisherige Münsteraner Weihbischof Heinrich Timmerevers hat sein neues Amt als 50. Bischof des Bistums Dresden-Meißen angetreten. Bei einem feierlichen Gottesdienst wandte er sich an die Menschen in seinem neuen Bistum.

Christoph Pötsch freut sich auf den neuen Bischof. Er ist als Leiter des Katholischen Büros in Sachsen für die Kontakte der katholischen Kirche zur Landespolitik zuständig. "Die Aufgabe eines Bischofs ist es hier, die Mitte zu finden", sagt Pötsch. Es stelle sich die Frage, ob es überhaupt eine "bürgerliche Mitte" gebe. "Und wenn es sie gibt, dann schweigt sie", fügt er mit Bezug auf die aktuellen Debatten hinzu. Diese Mitte zu finden und wieder hörbar zu machen sei eine gesellschaftliche Aufgabe für den Bischof, die sein Vorgänger bereits angegangen sei. Die Außensicht von Timmerevers sei dabei ein großer Vorteil, wenn es darum gehe, einen Blick in die Gesellschaft hineinzuwerfen.

Pötsch, Austen, Stubbe und Horst sind einige von hunderten Gratulanten, die dem neuen Bischof nach dem Gottesdienst bei 34 Grad im Schatten die Hand schütteln. Die Dresdener tun dies zur Begrüßung, die Oldenburger zum Abschied und einige zum Geburtstag, den Timmerevers erst vor zwei Tagen hatte.

Von Markus Kremser