"Frischer Wind" für die Akademie
Er will die Perspektive der Weltkirche mitbringen: Thomas Arnold, studierter Theologe, wird am 1. September als Direktor der katholischen Akademie im Bistum Dresden-Meißen eingeführt. Zuletzt war der 28-Jährige als Vorstandsreferent beim katholischen Hilfswerk missio in Aachen tätig. "Bei missio Aachen hatten wir täglich Besuch aus der ganzen Welt", berichtet er. "Viele haben etwas über die Situation der Kirche oder Probleme in ihrer Heimat erzählt. Das machte deutlich, dass Deutschland nicht der Nabel der Welt ist." Erfahrungen bringt er auch aus der Verwaltungsarbeit mit: "Dort habe ich erlebt, wie sich ein katholisches Hilfswerk innerhalb des katholischen Gefüges einbringt."
Nie die Verbindung zur Heimat verloren
Nicht nur, dass er sich mit nationalen und internationalen Themen, Strukturen und Prozessen befasst und Erfahrung in der Zusammenarbeit mit verschiedentlichen Gremien, Verbänden, Behörden und Parteien gesammelt habe, zeichnet Thomas Arnold für Elisabeth Neuhaus, Leiterin der Hauptabteilung Pastoral des Bistums Dresden-Meißen, aus. "Obwohl Herr Arnold in den letzten zehn Jahren Qualifikationen im In- und Ausland außerhalb Sachsens erworben hat, hat er die Verbindung zu seiner Heimat nie verloren", erklärt sie. Das zeige sich zum Beispiel auch an seiner Promotion, die er über "Jugendweihe und das Verhalten der Kirche in der DDR und heute" schreibt. Mit der Besetzung erhofft sich die Diözese, die bisherige Arbeit der Katholischen Akademie fortzusetzen. Dazu gehöre, die theologische und kirchliche Dimension wissenschaftlich fundiert in Diskurse der Gesellschaft, Politik und Kultur einzubringen. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass der Akademie dies unter der Leitung von Herrn Arnold weiterhin gut gelingen wird", so Neuhaus.
„Ich habe den Eindruck, dass sich die Menschen in Sachsen für die Positionen der Kirchen interessieren.“
Als Akademiedirektor will Arnold nicht nur das Themenspektrum um neue Perspektiven erweitern, sondern auch jüngeres Publikum ansprechen: "Im neuen Programm geht es unter anderem um Freiheit oder Körperkult; Fragestellungen, die auch junge Leute interessieren." Letzteres soll in der Reihe "Körperbilder – Körperkult" Platz finden, in der es zum Beispiel um Tattoos gehen wird. Die Freiheit wird bereits in der Eröffnungsveranstaltung zu Arnolds Einführung Thema sein: Dort wird der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse über "Die Freiheit wagen – Religion und Toleranz in der pluralistischen Gesellschaft von heute" sprechen. "Ich finde seine Person sehr spannend, da er die Situation als Christ in der DDR kennt, aber auch den Wandel, die Herausforderungen der Freiheit, miterlebt hat", meint Arnold, der selbst in Zwickau geboren wurde und im sächsischen Kirchberg aufwuchs.
Viermal im Herzen der Städte
Zwar sind in Sachsen nur etwas mehr als drei Prozent der Einwohner katholisch. Dennoch ist Arnold davon überzeugt, dass die Katholische Akademie in der Diaspora eine Stimme hat: "Ich habe den Eindruck, dass sich die Menschen dort für die Positionen der Kirchen interessieren." Dazu sei die Akademie mit ihren vier Standorten in Leipzig, Chemnitz, Freiberg und Dresden "im Herzen der Städte" aufgestellt – "und damit in den säkularen Zentren, wo Menschen ganz verschiedener Ansichten zusammenkommen". Daher soll auch Sachsens politische Situation in die Gestaltung des Akademieprogramms einfließen – wie zum Beispiel die breite Unterstützung für Pegida und ihre Ableger in der Bevölkerung. "Wir als Kirche müssen uns mit dem auseinandersetzen, was die Gesellschaft beschäftigt", meint Arnold. "Die Akademie ist der richtige Ort, um die Argumente verschiedener Seiten gegenüberzustellen und sie zu diskutieren." Das soll im neuen Format "Kirche kontrovers" geschehen: Den Anfang macht ein Streitgespräch zwischen Alexander Gauland, AfD-Vorstandsmitglied, und Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, über Identität und die Angst ums Abendland.
Dass er sich wegen seines Alters als Direktor zunächst einmal Respekt verschaffen müsse, glaubt Arnold nicht. "Wir sind ein Team aus fünf Leuten und mir ist es wichtig, dass wir das gemeinsam angehen." Zudem wolle er sich mit erfahrenen Akademiedirektoren austauschen. "Aber es hat natürlich auch einen Vorteil, wenn ein junger, frischer Wind neue Gedanken und Perspektiven mitbringt." Den Schritt des Bistums Dresden-Meißen, mit ihm einen überraschend jungen Direktor einzustellen, habe er so verstanden, "dass das Bistum die Arbeit der Akademie stärken und in die Zukunft führen will." Er folgt auf Jesuitenpater Clemens Maaß, der die Akademie seit 2007 leitete.
Für seine weiteren Pläne gibt sich Arnold abwartend. "Ich möchte erst einmal ankommen und schauen, was gut läuft, denn die Akademie existiert seit 15 Jahren. Damit ist sie zwar die Jüngste in Deutschland, aber sie hat Gutes entwickelt." Was ihm unter den Nägeln brenne, sei das Erbe des Katholikentags in Leipzig: "Das war ein großer Erfolg. Jetzt ist die Frage, wie wir den Schwung des Katholikentages in unsere Akademiearbeit bringen können." Einen zweiten Schwerpunkt sieht er im interreligiösen Dialog. "Das ist ein wichtiges Thema, weil das die Mitgestaltung unserer Gesellschaft beeinflusst. Und da muss noch viel Basisarbeit geleistet werden."