Seewald nimmt Benedikt XVI. in Schutz
In einem Interview mit der Zeitung "Die Tagespost" weist der Papst-Biograph Peter Seewald Kritik an Papst Benedikt XVI. zurück. Nach der Veröffentlichung seines Interview-Bandes "Letzte Gespräche" wird vor allem in Deutschland diskutiert, ob eine derartige Veröffentlichung eines emeritierten Papstes angemessen sei.
In Bezug auf die deutliche Kritik an der Kirche in Deutschland und die Reaktionen darauf macht Seewald eine Doppelmoral aus: "Wenn Franziskus die Kurie kritisiert, klatschen alle Beifall. Wenn Benedikt Probleme in seiner Heimat anspricht, ist man hell empört." Anstelle "brüsker Zurückweisung" fordert Seewald eine selbstkritischere Lektüre der Problemdiagnose Benedikts: Offenbar hätten "viele bis heute nicht realisiert, dass Kirche und Glaube in Deutschland sich in einer dramatischen Krise befinden."
„Das Papst-Bashing hat ja in Deutschland ein paar Großmeister hervorgebracht.“
Insbesondere weist der Journalist die Kritik des Jesuiten Andreas Batlogg zurück, der das Interview als "stillos und taktlos" bezeichnet hatte und darin eine ungehörige und unsolidarische Einmischung in das Pontifikat von Franziskus gesehen hatte. Seewald betont dagegen eine "brüderliche Herzlichkeit", die die Aussagen über den gegenwärtigen Papst prägten. Einen "Ton der Verbitterung", wie ihn der Journalist Daniel Deckers in der FAZ konstatierte, könne er nicht entdecken.
In dem Interview erläutert Seewald die Genese seiner Papst-Bücher, die nicht als "Rechtfertigungs-" oder "Streitschriften" angelegt seien, sondern als Grundlage für eine Biographie dienen sollen. Benedikt XVI. sei zunächst gegen eine Publikation zu Lebzeiten gewesen, konnte aber von Seewald dazu überzeugt werden. Ein Erscheinungstermin für die Biographie ist bisher noch nicht angekündigt. (fxn)