Bischof Voderholzer tritt erstmals gemeinsam öffentlich mit Betroffenen auf

Zwischenbericht zu Missbrauch bei Domspatzen

Veröffentlicht am 10.10.2016 um 16:45 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Regensburg

Regensburg ‐ Zu hunderten Missbrauchsfällen war es bei den Regensburger Domspatzen gekommen. Nun will Bischof Voderholzer einen Zwischenbericht zur Aufarbeitung vorstellen. Erstmals sind auch Betroffene dabei.

  • Teilen:

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer tritt am Mittwoch erstmals gemeinsam öffentlich mit Betroffenen von Missbrauch und Misshandlung bei den Regensburger Domspatzen auf. Bei einer Pressekonferenz wollen sie einen ersten Zwischenbericht zur Aufarbeitung der Vorfälle geben. Auch der aktuelle Direktor des Domspatzen-Internats, Rainer Schinko, nimmt an dem von einem Münchner Rechtsanwalt moderierten Termin teil. Die Zusammensetzung der Gesprächsrunde ist im Wesentlichen mit einem Gremium identisch, das sich im Februar dieses Jahres konstituiert hat. Dem Vernehmen nach verliefen die bisherigen Treffen in konstruktiver Atmosphäre.

Nach Zwischenbericht weitere Meldungen

Bei dem weltberühmten Knabenchor kam es zwischen 1953 und 1992 in Hunderten Fällen zu körperlicher und sexueller Gewalt. Der Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber untersucht die Vorfälle seit Mai 2015. In einem Zwischenbericht sprach der unabhängige Sonderermittler im Januar von einem "System der Angst", das jahrzehntelang in den Einrichtungen der Domspatzen geherrscht habe. Die Zahl der Prügel- und Misshandlungsfälle gab Weber damals mit 231 an, die der sexuellen Übergriffe mit 62. Auch nach dem Bericht meldeten sich mehrere Dutzend weitere ehemalige Domspatzen bei dem Juristen.

Voderholzer, seit Januar 2013 Bischof von Regensburg, hat die Opfer wiederholt öffentlich um Vergebung gebeten. Dabei brachte er zugleich sein Bedauern darüber zum Ausdruck, dass frühere Versuche einer Selbstkorrektur "zu wenig wirksam" gewesen seien. Auch seien Ausmaß und Schwere der durch nichts zu rechtfertigenden Übergriffe unterschätzt worden. Oberstes Ziel der Aufarbeitung sei, den Opfern Anerkennung, Genugtuung und so "vielleicht auch ein wenig Heilung ihrer schweren Wunden zu verschaffen". Dazu will das Bistum auch Geld in die Hand nehmen. (KNA)

Themenseite: Missbrauch

Der Missbrauchsskandal erschütterte die katholische Kirche in ihren Grundfesten. Seit 2010 die ersten Fälle bekannt wurden, bemüht sich die Kirche um Aufarbeitung der Geschehnisse. Katholisch.de dokumentiert die wichtigsten Etappen.