Zerbrechende Madonna empört estnische Christen
Durch ein Kunstwerk im Estnischen Nationalmuseum in Tartu fühlen sich christliche Gläubige verletzt. Im Anfang Oktober diesen Jahres eröffneten Museum wird eine virtuelle Marienfigur in einer Plastikscheibe eingeblendet. Die Besucher werden aufgefordert, mit ihrem Fuß auf den Sockel des Kunstwerkes zu treten. Tun sie dies, zerbricht die Madonna in mehrere Teile und es erscheint das Wort "Reformation". Das Exponat der Dauerausstellung soll an die Reformation erinnern.
Der Erzbischof der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Urmas Viilma, sagte, diese Darstellung beleidige die Gefühle der Gläubigen. Er schrieb auf Facebook, es sei ernsthaft zu bezweifeln, dass dieses Kunstwerk Teil der Dauerausstellung des Nationalmuseums sein sollte. "Die Jungfrau Maria ist für eine große Zahl von Gläubigen nicht irgendeine historische Figur, die in Vergessenheit geraten ist, sondern eine heutige Realität", so der Erzbischof. Viilma gestand dem Kunstwerk jedoch zu, "aus technischer Sicht interessant" und unter dem Aspekt einer modernen Herangehensweise an die Darstellung historischer Geschehnisse aufschlussreich zu sein.
Integration wird durch Beleidigung nicht unterstützt
Der Vorsitzende der oppositionellen Estnischen Konservativen Volkspartei, Mart Helme, befürchtet besonders negative Reaktionen auf das Kunstwerk seitens der großen russischsprachigen Minderheit in Estland. "Viele Russen, die in Estland leben, sind aktive Christen und ihre Integration wird durch religiöse Beleidigungen nicht unterstützt", kommentierte Helme, der bis 1999 estnischer Botschafter in Russland war.
Aufgrund der kommunistischen Vergangenheit Estlands bekennen sich rund zwei Drittel der Esten zu keiner Religion. Die Anzahl der Christen der 1.300.000 Menschen zählenden estnischen Bevölkerung beträgt weniger als 30 Prozent. Die Mehrheit bilden evangelische Christen und Orthodoxe der großen russischen Minderheit. Die Katholiken machen mit 0,5 Prozent einen geringen Anteil der Esten aus. (rom)
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